Die Stadt Filderstadt möchte mit dem Wegweiser „Stillen, wickeln, willkommen sein“ familienfreundlicher werden.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Bernhausen - Es ist ein viel zitierter Satz: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Doch oft werde das einfach nur unachtsam dahin gesagt, findet Oberbürgermeister Christoph Traub. Filderstadt wolle diesen Satz leben, gute Rahmenbedingungen dafür schaffen, Familien und ihre Kinder verantwortungsvoll begleiten. Darum hat sich die Stadt vorgenommen, eine stillfreundliche Kommune zu werden. Ein Jahr lang hatten die Mitarbeiter des Referats für Bürgerbeteiligung und Chancengleichheit an dem Projekt gearbeitet. Am Samstag stellte Traub den neuen Wegweiser zum Thema „Stillen, wickeln, willkommen sein“ in der Stadtbibliothek in Bernhausen vor.

 

Den Wegweiser gibt es nicht nur als Faltblatt, sondern auch online. Er beinhaltet einen Stadtplan mit 37 markierten Orten. Die grünen Punkte verweisen auf die Spielplätze, die roten auf die stillfreundlichen Orte im Stadtgebiet. Letztere befinden sich zum Beispiel in Gastronomiebetrieben in öffentlichen Einrichtungen wie den Bürgerämtern, in Geschäften und bei Vereinen. Verschiedene Piktogramme zeigen an, wo Babys gestillt und gewickelt werden können, was barrierefrei zu erreichen ist und wo es vielleicht auch noch eine Spielmöglichkeit für die Geschwister gibt.

Blau-weiße Piktogramme an den Türen

Die stillfreundlichen Orte sind außerdem mit einem blau-weißen Piktogramm an der Eingangstür gekennzeichnet, ähnlich wie es die Filderstädter bereits von dem Projekt Kelly-Insel kennen. „Unser Ziel war es, die Orte zu finden, wo stillen und wickeln in guter Weise geschehen können“, sagte Traub. Der Flyer und die dazugehörige Internetseite seien ein Beitrag zu einer familienfreundlichen Stadt.

Das Projekt war von der Filderklinik angestoßen worden. „Wir haben das gern aufgegriffen“, sagte Susanne Omran. Sie leitet das Referat für Bürgerbeteiligung und Chancengleichheit und ergänzte: „Wir haben in einer Fragebogenaktion ermittelt, wie Mütter sich fühlen, wenn sie ihre Babys stillen, während sie unterwegs sind. Das Ergebnis war mittelmäßig.“ Darum habe sich die Stadt dem Thema gestellt, und zwar zusammen mit ihren Kooperationspartnern. Diese sind die Filderklinik, der Arbeitskreis christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Landkreis Esslingen.

Ein wichtiges Netzwerk

„Wir haben gemeinsam ein Netzwerk aufgebaut. Dieses ist wichtig, und dafür bin ich dankbar“, sagte Omran. Manche Einrichtungen haben sogar einen geschützten Bereich für stillende Mütter geschaffen. So zum Beispiel die Stadtbibliothek in Bernhausen. „Eines unserer wichtigsten Ziele war es, stillenden Müttern Mobilität zu ermöglichen“, sagte Omran. Denn manchmal bekommen die Babys unerwartet beim Einkaufen oder während eines Behördengangs Hunger. Dann ist es für die Mamas gut zu wissen, wo sie willkommen sind.

Dass das wichtig ist, betont auch Anna-Kahrin Taboritzki vom Deutschen Hebammenverband. „Alles, was Müttern das Stillen erleichtert und was das Stillen mehr in die Öffentlichkeit bringt, ist zu unterstützen“, findet die Hebamme. Gestillte Kinder seien nachweisbar gesünder und hätten bessere Abwehrkräfte. „Das muss ein gemeinschaftliches Interesse sein. Und darum ist es auch eine kommunale Aufgabe, das Stillen zu fördern“, so Taboritzki.