Der Entwurf des neuen Freiburger Stadions stößt auf breite Zustimmung – aber noch gibt es Hürden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Selten ist der Entwurf eines neuen Großgebäudes in Freiburg auf so breite Zustimmung gestoßen. „In Freiburg wird gegen alles protestiert“, seufzt zuweilen der Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne). Die Reaktionen auf den Siegerentwurf für eine neue Arena des Bundesligisten SC Freiburg scheinen das Bild des ewig mäkelnden Breisgauers nun zu widerlegen. Dass Salomon („Klasse!“) und der SC-Präsident Fritz Keller („einzigartig und unverwechselbar“) einen Doppelpass spielen und der Sportbürgermeister Otto Neideck ein Sprechdribbling wagt („Der Entwurf ist eine runde Sache, auch wenn das Stadion rechteckig ist“), verwundert nicht. Die Prominenz schwärmt, das Publikum auf der Straße ebenfalls, und die Fan-Szene genießt und schweigt vorerst. Ein paar Kritteleien verlieren sich im Internet.

 

Lob von Architekturkollegin

Für Überraschung sorgte am ehesten noch die in Stuttgart lebende isländische Architektin Jórunn Ragnarsdóttir. Das Mitglied des Freiburger Gestaltungsbeirates ist bekannt für steile Kritiken. Doch der Stadionentwurf findet ihre Gnade. „Das Konzept gestattet eine gute Erreichbarkeit aus allen Himmelsrichtungen“, lobt sie die „raffinierte räumliche Inszenierung“ ihrer Kollegen vom Düsseldorfer Büro HHP.

Dessen Projektleiter, der Siegerarchitekt Antonino Vultaggio (45), hat sich nach eigenen Worten die einen „identitätsstiftenden Baukörper“ vorgenommen, der zur Überraschung vieler klassisch viereckig und nicht rund ist wie vielfach üblich. „Ovale Stadien haben wir genug“, befand der Architekt. HHP hat mit der jetzt auch in Freiburg federführenden Osnabrücker Baufirma Köster unter anderem die Volkswagen-Arena in Wolfsburg gebaut und die „gelbe Wand“ im Stadion von Borussia Dortmund gestaltet.

Stadion fasst 10 000 Zuschauer mehr als das alte

Der Siegerentwurf aus Düsseldorf sieht für das neue Stadion mehr Platz vor als im engen Haus an der Dreisam im Osten der Stadt: 34 700 Plätze. Die Zuschauerkapazität steigt um mehr als 10 000. Das Stadion wird barrierefrei, es gibt mehr Plätze für Rollstuhlfahrer – und mehr Raum für privilegierte Fans: 2000 Logen- und Businessplätze, fast doppelt so viele wie bisher. Die Arena soll 76 Millionen Euro kosten.

Noch ist das Stadion ein Entwurf, er muss noch etliche Hürden nehmen. Gegen den Bebauungsplan sind 200 Einwendungen eingegangen. Der Baubürgermeister Martin Haag (parteilos) ist optimistisch, aber auch ein wenig „ernüchtert, dass es nach drei Jahren Diskussion und Bürgerentscheid“ mit deutlicher Zustimmung noch nicht gelungen sei, die Vorbehalte von Anwohnern, Umweltschützern und Hobbyfliegern restlos auszuräumen. Der SC will zur Saison 2020/21 im neuen Stadion spielen. Wenn aus Einwendern Kläger werden, ist mit Verzögerungen zu rechnen.