Ein neues Biberacher Stadtlogo stößt – milde gesagt – auf ein geteiltes Echo. Im Netz tummeln sich jede Menge Spötter, denen das 60 000 Euro teure Imageprojekt zu beliebig, zu teuer oder gar zu provinziell geraten ist.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Biberach - Sich selber adäquat zu beschreiben, gilt auch prominenten Vielrednern häufig als Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit – vor allem, wenn es in drei Adjektiven geschehen soll. Biberachs Stadtväter haben den Versuch dennoch unternommen und Anfang des Monats, nach drei Jahre währender Vorarbeit, das Ergebnis in Form eines neuen Stadtlogos präsentiert. In die Köpfe von Auswärtigen soll sich künftig eine Wort-Bild-Marke mit stilisiertem Biber und den Wörtern „klein. stark. oberschwäbisch.“ brennen. Vor allem an Studenten, Arbeitssuchende, Kulturreisende oder Einkaufskunden richte sich der Slogan, sagte bei dessen Vorstellung Anfang Juli der parteilose Oberbürgermeister Norbert Zeidler.

 

Seitdem köchelt die auf Kleinformat gebrachte Biberacher Volksseele. „Ich habe jetzt schon Angst davor, wie die Menschen hier in Biberach einfallen werden bei diesem Slogan ( . . .) Arbeiter aus aller Welt werden nach Biberach kommen um hier zu leben und zu arbeiten und ein starkes oberschwäbisches kleines Leben zu leben“, spottet einer von vielen Facebook-Nutzern, die sich mit der Kampagne beschäftigen. Zudem werden die Ausgaben kritisiert. 60 000 Euro hat sich Biberach die Erarbeitung des Logos einschließlich einer vorangegangenen ausführlichen Bürgerbefragung kosten lassen. Auftragnehmer waren die Stuttgarter Werbeagentur BPPA sowie Bernd Radtke vom Aalener Marketinginstitut Imakomm. Erwerbbare, mit dem Logo bedruckte T-Shirts, Basecaps, Taschen oder Lätzchen gehören zum Konzept.

Kritik werde wohl kommen, hat der OB Zeidler gleich zu Anfang gesagt. Das Ausmaß der „Spötterdämmerung“, die er selbst sieht, hat ihn dann wohl doch getroffen. Auf seiner Facebook-Seite reichte der Rathauschef am 9. Juli „ein paar Informationen“ nach, die er aber nicht als „Rechtfertigung“ verstanden wissen will.

Immerhin 1300 Bürger hätten 2013 an der repräsentativen Befragung zum neuen Slogan teilgenommen, schreibt er. Die Gesamtkosten seien für den dreijährigen Entwicklungsprozess angefallen – eben jene Umfrage, eine vorgeschaltete Analyse und die „professionelle Begleitung des gesamten Prozesses“. Für die Entwicklung und grafische Umsetzung des Logos seien 15 000 Euro aufgewendet worden.

Viel genutzt hat Zeidlers Zwischenmoderation bisher nicht. Den gezeichneten Biber, wandte ein Kommentator ein, habe es in dieser Version schon seit 20 Jahren gegeben, verbunden mit der nunmehr über Bord geworfenen Wortverbindung „traditionell weltoffen“. „Heißt: klein: 5000 Euro, stark: 5000 Euro und oberschwäbisch: 5000 Euro“, rechnet der Schreiber vor. Und das ganze Geld für Begriffe, „die zu jedem Städtchen von Ulm bis zum Bodensee“ passten.

Der Aalener Miterfinder des Slogans, Bernd Radtke, findet es nicht schlimm, dass nun konträr debattiert wird, das sei bei der Imagekampagne des Landes („Wir können alles...“) anfangs auch nicht anders gewesen. Die neue Marke brauche Zeit, sich zu etablieren. Den Slogan dürfen fortan auch Unternehmen in ihren Briefköpfen und Präsentationen einsetzen. Der Begriff „oberschwäbisch“ könne dann durch ein selbst gewähltes drittes Attribut, beispielsweise „produktiv“, ersetzt werden.

Der OB räumt ein, es mache „der Slogan alleine noch nicht sympathisch, deswegen ist auch das Werbekonzept der kommenden Wochen und Monate eigentlich entscheidend“. Die Zukunft sieht ein weiterer Netz-Kommentator allerdings so: „Es werden sich wohl kaum Idioten finden, die T-Shirts oder andere Gimmicks mit diesem tumben Logo kaufen! Einstampfen!“ Vereinzelt finden sich im Internet aber auch positive Stimmen zum neuen Auftritt. „Mir gfellts“, schreibt eine Nutzerin kurz und schlicht. Insgeheim wird das der arg gescholtenen Rathausspitze sicher gut tun.