Die Stadträte haben am Donnerstagabend mehrheitlich dem Bau des neuen Verwaltungszentrums am Bahnhof zugestimmt. Bis es soweit war, wurde noch einmal heftig debattiert – über die Kosten, den Namen und selbst über den Standort.

Göppingen - Leicht gemacht haben es sich die Stadträte und die Stadtverwaltung am Donnerstagabend nicht. Fast drei Stunden dauerte es, bis der Gemeinderat den Baubeschluss für das viel diskutierte neue Verwaltungszentrum am Bahnhof schließlich fasste. Denn – zum Verdruss der Verwaltung – haben die Stadträte bei dem Projekt nach wie vor ihre Bedenken. So sorgen sich viele, dass der neue Verwaltungsbau am Ende teurer werden könnte als geplant. Diskussionen gab es aber auch über den von der Verwaltung vorgeschlagenen Namen, über einige Änderungen bei den Bauplänen und eine mögliche Zertifizierung des Gebäudes, die letztlich aus Kostengründen verworfen wurde.

 

Stadt kalkuliert 15 Prozent für steigende Kosten ein

Eines missfiel dem Göppinger Oberbürgermeister Guido Till besonders: Nur eine Woche zuvor hatte der Kreistag mit großer Mehrheit den Baubeschluss für die – in etwa gleich teure – Erweiterung des Landratsamtes gefasst. Aus Tills Sicht, ohne sich wegen der Kosten groß zu sorgen. In der Diskussion über das städtische Projekt hingegen äußerten Vertreter verschiedenster Fraktionen immer wieder ihre Befürchtung, die Kosten könnten aus dem Ruder laufen. Da nützte es auch nichts, dass Till darauf verwies, dass die Stadt insgesamt 15 Prozent für Baupreissteigerungen und Unvorhergesehenes in das 25 Millionen Euro umfassende Budget eingeplant habe, während der Landkreis nur mit etwas mehr als fünf Prozent Spielraum kalkuliere.

„Das ursprüngliche Vertrauen der Bürger und von Teilen des Gemeinderats ist in den vergangenen Jahren doch arg strapaziert worden“, erklärte Wolfgang Berge (FWG) das Unbehagen vieler Stadträte und verwies auf die vielen Projekte in der Stadt, die am Ende teurer ausfielen als geplant, etwa die Erweiterung der EWS-Arena. „Wir versuchen einfach sicherzustellen, dass wir nicht in irgendein Kostendesaster laufen.“

Die freien Wähler forderten deshalb, die Beschlüsse um einen Passus zu ergänzen, der einen Ausstieg aus dem Projekt vorsieht, wenn sich nach der Ausschreibung des Großteils der Bauarbeiten im Herbst herausstellen sollte, dass man mehr als fünf Prozent über den kalkulierten Kosten liege. Weil das aber aus rechtlichen Gründen nicht so einfach ist, wie der Baubürgermeister Helmut Renftle erklärte, gaben sich die Freien Wähler am Ende mit der Zusicherung zufrieden, dass der Gemeinderat im Herbst noch reagieren könne, falls die Kosten explodieren sollten.

Baupläne wurden leicht geändert

Unmut verursachte auch eine Änderung der Baupläne. Bisher war beabsichtigt gewesen, zwischen dem Verwaltungsgebäude und einem direkt daneben geplanten Reha-Zentrum eine rund neun Meter breite Gasse freizulassen. Nun sollen beide Gebäude aneinander gebaut werden. Damit wäre der Gesamtbau 131 Meter lang. Vielen Stadträten kam diese Planänderung zu plötzlich. Deshalb einigte sich das Gremium mit der Verwaltung darauf, in einer späteren Sitzung zu entscheiden, ob die ursprünglich geplante Gasse erhalten bleibt oder nicht. Auch der Name Stadthaus, den die Stadtverwaltung dem neuen Gebäude geben wollte, ist fürs erste vom Tisch.

Die Lipi-Fraktion stellte in ihrem Beitrag noch einmal das komplette Projekt infrage. Der Fraktionschef Christian Stähle plädierte dafür, ein bestehendes Verwaltungsgebäude auf dem Boehringer-Areal zu erweitern, weil das wesentlich kostengünstiger sei. Die Stadtverwaltung argumentierte allerdings, das man dieses für die weitere Ansiedlung von Firmen brauche. Zudem sei das Boehringer-Areal nicht so zentral und gut für die Bürger zu erreichen wie der Bahnhof. Und schließlich sei die Investition am Bahnhof auch wichtig für die weitere städtebauliche Entwicklung der südlichen Innenstadt.

Bis zum Herbst sollen die meisten Gewerke für den Bau ausgeschrieben sein, der Baustart ist für November geplant. Bis 2020 soll alles fertig sein. In dem neuen Verwaltungszentrum kommen dann die städtischen Mitarbeiter unter, die bisher im technischen Rathaus und in vier weiteren Liegenschaften beschäftigt waren. Bis auf ein Gebäude sollen diese alle verkauft werden. Der erhoffte Erlös sowie Zuschüsse sollen rund 8,2 Millionen Euro erbringen, sodass die Stadt von den geplanten 25 Millionen Euro Baukosten 16,8 Millionen Euro selbst finanzieren müsste.