In wenigen Tagen kommt „Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten“ von Daniel Friedman auf den Markt. Vertreiben wir uns bis dahin die Zeit mit einem genauso unterhaltsamen antiquarischen Buch, in dem ebenfalls ein alter Haudegen eine Hauptrolle spielt: Arto Paasilinnas „Der Sommer der lachenden Kühe“:

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Der Mann sieht – ohne jetzt irgendjemandem zu nahe treten zu wollen – aus wie ein Busfahrer. Und er veröffentlicht seit vielen Jahren Bücher, die bei aller Verschiedenheit zwei, drei Konstanten haben: Bei Arto Paasilinna tauchen stets irgendwelche Militärs auf – aktive wie Veteranen – und er pflegt einen skurrilen Humor. Und: er schildert gerne die aberwitzigsten Besäufnisse, die einem an langen finnischen Winterabenden nur einfallen mögen. So natürlich auch im momentan nur antiquarisch erhältlichen „Sommer der lachenden Kühe“.

 

Gravierende Gesetzesverstöße

Was das mit einer Krimikolumne zu tun hat? Nun, erstens wäre die zentrale Szene in dem Buch zumindest nach deutschen Recht höchst kriminell (unter anderem wegen gravierender Verstöße gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz). Und zweitens kann man sich mit diesem Roman vom Altbuchstapel die Zeit vertreiben, bis Daniel Friedmans „Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten“ erscheint.

Bei beiden Büchern stehen Kriegsveteranen im Mittelpunkt, die, wie soll man sagen, altersbedingt die Grenzen ihres intellektuellen Vermögens vor Augen beziehungsweise bereits überschritten haben (siehe auch: „Ein seltsamer Ort zum Sterben“ von Derek B. Miller). Mit anderen Worten: Taavetti Rytkönen, der Held der „lachenden Kühe“, ist ziemlich dement. Zwar ist er nach wie vor ein bei japanischen Touristen begehrter Experte für alle Panzerfahrzeuge des Zweiten Weltkriegs. Aber was er vor fünf Minuten gemacht hat, weiß er meist nicht mehr.

Ein ganzer Hof wird plattgemacht

Paasilinna gelingt das Kunststück, diesem an sich tragischen Krankheitsverlauf komische Züge abzugewinnen, ohne den älteren Herrn damit lächerlich zu machen. Grandios – aber auch ein bisschen traurig –, wie er Rytkönen im Panzermuseum von Parola eine Orgie mit sich selbst feiern lässt: Es braucht dazu nur ein altes deutsches „Sturmgeschütz 40 Ausf. G“, einen 50-Kilo-Sack mit Zwiebeln und eine Flasche Schnaps. Und noch grandioser, mit wie viel Liebe zum Detail er schildert, was passiert, wenn ein altes Bauernehepaar die Landwirtschaft satt hat und mit tätiger Mithilfe Rytkönens sowie einer Unmenge Dynamit und Benzin seinen ganzen Hof platt macht. Auf mehr als 20 Seiten beleuchtet Paasilinna jedes Detail des Treibens, selten in der Weltliteratur dürfte ein Zerstörungswerk so konstruktiv und zielgerichtet angegangen worden sein.

Was für ein Glück, dass das Buch im Herbst wieder auf den Markt kommen soll.

Arto Paasilinna: „Der Sommer der lachenden Kühe“. Roman. Aus dem Finnischen von Regine Pirschel. Bastei Lübbe. 8,99 Euro, erscheint neu am 16. September 2014.