Wieso ist dem erfahrenen Kunstflieger Wolfgang Dallach keine Notlandung geglückt? Die Antwort auf diese Frage zum Flugzeugabsturz über Rechberghausen steht mittlerweile fest. Der Pilot war durch eine Kohlenmonoxidvergiftung außer Gefecht gesetzt.

Rechberghausen/Ulm - Die Ermittlungen zum Absturz des Kunstfliegers Wolfgang Dallach Mitte Januar über Rechberghausen sind offenbar einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt der Ulmer Staatsanwaltschaft, Christof Lehr, am Dienstag mitteilte, sei der 63-jährige Flugzeugkonstrukteur schon vor dem tödlichen Aufprall am Boden bewusstlos gewesen. Das Gleiche gelte für seine 49-jährige Lebensgefährtin, die mit ihm an Bord war. Der aus Schwäbisch Gmünd stammende Dallach war mit seiner 55 Jahre alten Maschine am 18. Januar in ein Rechberghauser Wohngebiet gestürzt. Er und seine Lebensgefährtin waren sofort tot. Die Anwohner kamen mit dem Schrecken davon.

 

Vergiftung läuft schleichend ab

Nach einem jetzt vorliegenden gerichtsmedizinischen Gutachten liege bei beiden Flugzeuginsassen eine Kohlenmonoxidvergiftung vor, die angesichts der ermittelten Dosis in den Körpern der beiden obduzierten Verunglückten zwar nicht zu ihrem Tod, wohl aber zur Bewusstlosigkeit geführt haben dürfte, erklärte Lehr, der in dem Unglücksfall staatsanwaltlich ermittelt. Unklar ist bislang, wie lange die beiden Flugzeuginsassen dem giftigen Gas ausgesetzt gewesen waren. Eine Kohlenmonoxidvergiftung laufe schleichend ab, sagte Lehr und beschrieb die Stufen, die von einer anfänglichen Schläfrigkeit zur Bewusstlosigkeit und schließlich bis zum Tod durch Ersticken führten. Das hochgiftige Gas ist geruchlos und kann daher ohne Geräte nicht erkannt werden. „Das ist das Tückische daran“, erläuterte Lehr.

Im Fall von Wolfgang Dallach und seiner Lebensgefährtin geht die Staatsanwaltschaft Ulm von einer tiefen Bewusstlosigkeit des Piloten und seiner Begleiterin kurz vor dem Zerschellen der Maschine aus. Dies könnte eine plausible Erklärung für das merkwürdige Flugverhalten der Maschine kurz vor dem Absturz in Rechberghausen sein, erläuterte Lehr.

Die Quelle ist noch unbekannt

Das Sportflugzeug Piper Comanche sei aus Richtung Birenbach über die Felder gekommen und habe am Ortsrand von Rechberghausen bereits an Höhe verloren, hatten damals Augenzeugen berichtet, die kurz vor dem Unglück keine Motorengeräusche vernommen hatten. Anschließend hatte die Maschine ein Mehrfamilienhaus in der Oberhäuser Straße gestreift, eine Schneise durch die angrenzenden Gärten gezogen und war schließlich in die Garage eines Hauses in der Albstraße eingeschlagen. Dabei wurde das Flugzeug in zwei Teile zerrissen. Das Heck blieb im Dach der Garage stecken, während der Bug an der Wand des Nachbarhauses landete.

Woher die hohe Kohlenmonoxidkonzentration in der Kabine stammte, ist noch offen. Vor allem der Auspuff der Maschine müsse nun genau untersucht werden. Als mögliche Quellen gälten aber auch der Motor sowie die Heizung des Flugzeugs, berichtete Lehr. Die weiteren, lang andauernden Untersuchungen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, der Polizei und des Luftfahrtbundesamts in Braunschweig müssten abgewartet werden.

Viele Spekulationen

Nach dem Absturz war darüber gerätselt worden, wieso dem von Flugschauen bekannten einstigen Vize-Europameister im Kunstflug und Konstrukteur von Ultraleichtflugzeugen keine Notlandung gelungen war. Bei dessen Obduktion waren zudem keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme gefunden worden. Schon damals war vermutet worden, der Pilot könnte bei dem Absturz bewusstlos gewesen sein, was auch erklären würde, weshalb Dallachs Maschine statt aufs freie Feld in ein Wohngebiet steuerte.