Nürnberger Kunststudenten statten der Fildergemeinde einen Besuch ab. Bei dem Projekt „SuBBus“ geht es um die Erkundung des öffentlichen Raums. Die Interaktion mit der Bevölkerung spielt dabei eine wichtige Rolle.

Neuhausen - „Drrinng“ – „Guten Tag, hätten Sie bitte vielleicht alte Kartoffeln und Semmelbrösel für Knödel für uns?“ – „Hä? Was wellet Sie?“ Neuhausener Bürger reagieren am Samstag zwar überrascht, aber keineswegs unfreundlich auf den Hausbesuch von Nürnberger Kunststudenten, die auf ihrer internationalen Tournee mit ihrem umgebauten Doppeldeckerbus auch auf den Fildern haltmachen. Die Zutaten werden als Grundlage für eine Knödel-Olympiade benötigt, zu der die Studenten einladen. Auf die Produktion folgen die beiden Wettbewerbsdisziplinen Knödelessen und Knödelwerfen.

 

Bei dem Projekt „SuBBus“ geht es darum, „den aktuellen Diskurs von Kunst und öffentlichem Raum zu thematisieren und durch künstlerische Arbeiten zu hinterfragen“, heißt es auf der Homepage der Studenten. Für ihre Aktionen und Performances suchen die zehn Nachwuchskünstler, die an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg ihre Ausbildung absolvieren, den Kontakt zu der Bevölkerung.

Urbane Räume werden im Schnelldurchlauf erfasst

Die Reaktionen der Menschen seien bisher „ultrapositiv“ gewesen, berichtet die Professorin und Projektbetreuerin Simone Decker. Die jungen Leute lernten auf ihrer Reise, urbane Räume „im Schnelldurchlauf“ auszuprobieren. Die Arbeiten, die entstehen – etwa in Form von Filmen oder „Speed-Fotografie“-Aufnahmen – haben häufig experimentellen Charakter. Vieles von dem, was entsteht, wirkt auf den Betrachter häufig erst einmal verstörend. Die Studentin Ina Ritter beispielsweise saugt an jedem Halteort eine Minute lang die Straße. So entstehen Tüten mit individuellen „Stadtpartikeln“.

Die chinesische Studentin Cong Wang hat ein mobiles Teehaus gezimmert, mit dem sie die Menschen zu einer Teezeremonie einlädt. Von den Menschen vor Ort sammelt sie Geschichten, ihre Gäste erzählen Witze oder singen Lieder.

Studenten bauen sich ein Netzwerk auf

Kontakte sollen während der Tournee aber nicht nur zu den Bürgern aufgebaut werden. Ein weiteres Ziel von „SuBBus“ ist die Netzwerkbildung. Denn an jeder Station „docken“ die Studenten bei einer künstlerischen Anlaufstelle an. Im Fall von Neuhausen hat sich der örtliche Kunstverein, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, bereitwillig als Gastgeber zur Verfügung gestellt. Das gegenseitige Kennenlernen soll es den Studenten auch erleichtern, später nach ihrem Abschluss beruflich Fuß zu fassen.

Ein Dach über dem Kopf brauchen die Studenten indessen nicht. Denn das multifunktionale Obergeschoss ihres Busses dient gleichzeitig als Werkstatt, Projektionsraum für Filme und Schlafplatz. Der Kreis Esslingen ist übrigens nicht zum ersten Mal ein Experimentierfeld für die Nürnberger Akademie gewesen. Vor fünf Jahren bereits hatten Studenten beim Projekt „tecktopisch“ Vergangenheit und Gegenwart, Traditionen und neue Identitäten in der Stadt Kirchheim mit künstlerischen Mitteln erkundet und thematisiert.

Im Juni geht der „SuBBus“ auf große Frankreich-Fahrt

Tournee:
Die erste Station auf der Europatournee der Nürnberger Kunststudenten ist Völklingen im Saarland gewesen. Von dort aus führte die Reise weiter nach Luxemburg. Um mit den Menschen dort zu sprechen, hat es zuvor einen Crashkurs in Luxemburgisch gegeben. Der nächste Haltepunkt war Friedrichshafen am Bodensee. Nach Neuhausen hält sich die Gruppe am Montag und Dienstag in Stuttgart auf. Den Abschluss der Tournee bildet eine zehntägige Frankreichfahrt im Juni.

Bus
: Der „SuBBus“ gehört den Studenten. Finanziert haben sie das Fahrzeug über Preisgelder und Drittmittel. Er dient als Austauschplattform für wechselnde Ausstellungen, Aktionen und Vorträge. Der Bus ist Reisevehikel, Forschungslabor, Treffpunkt, Vortragsraum und Produktionsstätte in einem. Das Projekt, so die bisherige Erfahrung, sprengt die Grenzen des Studiums. Deshalb hat die Projektgruppe entschieden, einen eigenen Verein zu gründen, der SuBBus e. V. heißt.

Präsentation:
Nachdem der umgebaute Neoplan Skyliner N 122 von seiner Frankreichexkursion Ende Juni wieder nach Nürnberg zurückgekehrt sein wird, bleiben den Studenten nur wenige Tage Zeit, um ihren Tournee-Erfahrungen den letzten Feinschliff zu geben. Denn vom 2. bis zum 6. Juli soll das Projekt „SuBBus“ an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg präsentiert werden.