Einen offiziellen Jahresauftakt mit OB-Rede, Sekt und ein wenig Kultur pflegen viele Kommunen im Kreis. Bei den Bürgern sind sie beliebt, die Säle sind voll.

Kreis Böblingen - Besonders schnell waren die Jettinger. Sie luden bereits für den 4. Januar zum Neujahrsempfang ein, zwei Tage später folgte Gärtringen. Die meisten anderen Kommunen veranstalten an diesem Sonntag einen Bürgerempfang. Im Kreis Böblingen pflegt die Mehrheit der 26 Städte und Gemeinde die Tradition des feierlichen Treffs zum Jahresanfang.

 

Besonders lange gibt es diesen in Sindelfingen. Zum ersten Mal bat der damalige Bürgermeister Arthur Gruber 1961 zum Neujahrsempfang – in die Stadiongaststätte. Mit Eröffnung des neuen Rathauses im Jahr 1971 wurde die Veranstaltung dann ins dortige Foyer verlegt. Doch bald war dieses zu klein. Seit den 1990er Jahren treffen sich Stadträte, Mitarbeiter der Verwaltung, Vertreter von Vereinen und Kirchen und ganz normale Bürger stets zum Jahresanfang in der Stadthalle. 1000 Menschen haben dort Platz. „Und der Saal ist immer voll“, sagt die Bürgerreferentin Astrid Paul. Gezielt werden zu diesem Event die Neubürger eingeladen, die im Jahr zuvor in die Stadt gezogen sind. 15 000 Euro beträgt der Etat für den Empfang. „Da ist alles drin: Hallenmiete, Gage für die Künstler sowie Essen und Getränke.“ Denn die Stadt Sindelfingen lässt sich nicht lumpen. Getränke und Häppchen sind für alle Gäste frei.

Sindelfingen ist großzügig

In der Nachbarstadt Böblingen schaut man mehr aufs Geld. Mit etwa 7500 Euro fällt das Budget deutlich kleiner aus als in Sindelfingen. Deshalb werden in Böblingen, wo es seit 1987 einen Neujahrsempfang gibt, auch die Gäste zur Kasse gebeten. „Ein Freigetränk pro Bürger gibt es. Weitere Getränke sowie Brezeln und Saitenwürstchen müssen bezahlt werden“, sagt Carolin Lernhardt von der Pressestelle. Etwa 700 Teilnehmer zählt die Stadt pro Jahr beim Empfang in der Böblinger Kongresshalle, Tendenz: steigend. Deshalb ist die Frage, ob ein solcher Empfang heute überhaupt noch sinnvoll, kein Thema für die Böblinger Stadtverwaltung. „Der Neujahrsempfang gehört für viele Bürger einfach dazu“, sagt die Pressesprecherin Lernhardt. „Das ist eine Tradition, die nicht in Frage gestellt wird“, meint auch ihre Sindelfinger Kollegin Nadja Atwaa.

In Leonberg hingegen kennt man keinen Neujahrsempfang. Dort treffen sich Bürger und Stadtobere traditionell am Altjahrabend. Und in Herrenberg beteiligt sich die Stadt erst zum dritten Mal am Empfang. Bis zum Jahr 2012 war dies eine Veranstaltung der Kirchen. „Die wurde sehr gut angenommen, und deshalb machen wir jetzt mit“, erklärt Herbert Walter, der Sprecher der Stadt. Und so beginnt der Empfang in Herrenberg mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche, bevor es mit der Veranstaltung der Stadt in der Stadthalle weitergeht.

Kinderbetreuung kommt gut an

Das Wichtigste beim Empfang ist in allen Kommunen die Ansprache des Bürgermeisters. „Da werden die wichtigen Themen für das Jahr festgelegt“, sagt die Sindelfinger Sprecherin Atwaa. An zweiter Stelle aber stehe „die Begegnung der Bürger“. Bewährt habe sich auch die Kinderbetreuung, die vor etwa zehn Jahren eingerichtet wurde, um auch jungen Familien die Teilnahme am Empfang zu ermöglichen. 15 bis 20 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren würden dort unter der Anleitung von Erzieherinnen der Kita Goldberg malen und basteln. Auch in Böblingen gibt es seit einigen Jahren eine Kinderbetreuung. „Sie wird gut angenommen“, sagt Lernhardt.

Auch viele kleinere Kommunen laden am kommenden Sonntag zum Empfang. Nicht so Aidlingen, Grafenau und Waldenbuch. Hier sind Neujahrstreffen traditionell die Sache der Parteien. In Renningen gibt es nur alle zwei bis drei ein Fest zum Jahresbeginn, in diesem Jahr nicht. Und in Rutesheim und Schönaich veranstaltet man lieber Empfänge im Frühjahr. Keine Tradition hat der Neujahrsauftakt in der Kreisverwaltung. „Es ist eine ungeschriebene Abmachung, dass der Kreis verzichtet, um den Städten ihre Empfänge zu ermöglichen“, sagt der Kreissprecher Dusan Minic. Dafür lässt sich der Landrat Roland Bernhard jährlich bei zwei, drei Empfängen blicken: dieses Mal in Böblingen und Hildrizhausen. Sein Vertreter Martin Wuttke fährt nach Sindelfingen und Herrenberg.