Der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer und sein Herrenberger Kollege Thomas Sprißler haben am Sonntag in den jeweiligen Stadthalle ihrer Stadt bei Neujahrsempfängen auf das vergangene Jahr zurückgeblickt und anstehende Projekte vorsichtig umrissen.

Sindelfingen/Herrenberg - So unterschiedlich Sindelfingen und Herrenberg auch sind, so ähnlich waren am Sonntag bei den Neujahrsempfängen die Themen, mit denen die Oberbürgermeister Bernd Vöhringer und Thomas Sprißler in den örtlichen Stadthallen aufwarteten: Beide Städte wachsen, haben im vergangenen Jahr deutlich höhere Einnahmen als erwartet verbucht und sie können auf engagierte Bürger zählen: ob für die Betreuung von Flüchtlingen, die Unterstützung von in Not geratenen Mitbürgern oder beim Engagement für Kultur, Kinder und Jugendliche. Die Verwaltungschefs beider Städte machten deutlich, dass ihre Kommunen echte Mitmachstädte sind und dankten den Bürgern für ihren Einsatz. „Sie tragen dazu bei, dass sich die Menschen in unserer Stadt wohlfühlen“, sagte etwa der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer in seiner Rede.

 

OB Sprißler gelingt Überraschung

Während in der Sindelfinger Stadthalle große Überraschungen ausblieben, hatte Thomas Sprißler in Herrenberg aber eine Information, mit der viele so nicht gerechnet hatten. „Just zum Neujahrsempfang“, berichtete Sprißler, habe er von der Firma Geiger, dem Investor des seit geraumer Zeit geplanten Seeländer-Projekts die Mitteilung erhalten, dass mehr als 3800 der geplanten 5400 Quadratmeter großen Einkaufszentrums „fest mit Mietern belegt“ sind, und das „wir auf dieser Basis die Zusage machen können, dass wir das Projekt nach Vorliegen der baurechtlichen Voraussetzungen starten werden“. Damit, sagte Sprißler, sei klar: „Seeländer kommt!“ Lange habe man auf diese Nachricht gewartet, jetzt könne es losgehen – auch wenn vor allem beim Hochwasserschutz noch einige Hürden zu nehmen seien. Das Projekt sei ein „erster großer Meilenstein“ um den Stadtumbau beginnen zu können. Erste Details sollen den Bürgern im Februar vorgestellt werden.

Offenheit gefordert

Thomas Sprißler erklärte zudem in seiner Rede beim fünften Herrenberger Neujahrsempfang, dass es wichtig sei, offen zu sein und nicht nur reflexartig auf jene Dinge zu blicken, die im Rückblick vielleicht nicht nur Freude bereitet hätten, wie die Schließung des Naturfreibads, die Diskussion über die Spielleitplanung oder die Einführung von Parkgebühren. In den kommenden Jahren seien 51 Millionen Euro für Investitionen vorgesehen, 19,5 Millionen Euro davon für die Stadtentwicklung, weitere 7,5 Millionen für den Umbau der Innenstadt. Zehn Millionen Euro wolle die Stadt zudem für den Bereich Bildung und Betreuung ausgeben. Als vorbildlich bezeichnete Sprißler das Engagement der Bürger beim Thema Flüchtlinge in Herrenberg. Des Weiteren freute er sich, dass das Krankenhaus „fit für die Zukunft“ gemacht und mit viel ehrenamtlichen Engagement die erste legale Downhill-Strecke für Mountainbiker im Schönbuch realisiert werde, „und in Kuppingen eine majestätische Grillhütte“.

Einwohner nehmen zu

Der Einwohneranstieg in Sindelfingen führt laut dem OB Bernd Vöhringer zu größeren Aktivitäten im Bereich Wohnungsbau. Es gelte dabei nicht zuletzt neuen Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Dass das Zusammenleben der Menschen aus rund 120 Nationen gut klappt, freut Vöhringer. Zumal dort „wo die Zugewanderten ein Gesicht haben“ die Integration meist gut funktioniere, wie man in Sindelfingen sehe. Eine große Rolle spiele in der Daimlerstadt auch der Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder, ebenso die Erweiterung des Angebots für ältere Mitbürger. In den kommenden zwei Jahren würden 13,6 Millionen Euro in Bildung und Betreuung investiert.

Sindelfingen boomt als Wirtschaftsstandort

Froh macht es den OB auch, dass Sindelfingen als Wirtschaftsstandort boomt. Guter Dinge ist er zudem bei einem Thema, bei dem es zuletzt „einige Aufgeregtheit bei unserem Verhandlungspartner gegeben hat“, so Vöhringer. Man sei bei der Verhandlung mit Böblingen zum Busverkehr „in der Schlussphase“. Eine Informationsveranstaltung finde am 23. Januar statt.

Große Sorge bereitet dem Sindelfinger OB die „leider unumgängliche Sanierung – wenn nicht gar der komplette Neubau – der Marktplatz-Tiefgarage“. Dies werde das wohl heikelste und teuerste Projekt der nächste Jahre „auf das wir, ehrlich gesagt, gerne verzichtet hätten“. Nun gelte es die negativen Auswirkungen auf die Innenstadt so gering wie möglich zu halten.

Kultur- und Bürgerzentrum in der Planung

Wichtige Projekte für die Zukunft seien die Sanierung des Floschenstadions sowie die Instandsetzung und Modernisierung des Badezentrums. Zudem werde der vor 40 Jahren eröffnete Glaspalast durch weitere Sanierungsarbeiten „fit für die Zukunft gemacht“. Die Bürger dürfen zudem darauf hoffen, dass in der Stadt ein Kultur- und Bürgerzentrum entstehe: auf dem alten AOK-Gelände oder beim Domo. „Wir werden intensiv prüfen, was wir uns leisten können“, sagte Bernd Vöhringer und versprach für die konkrete Planungsphase ein „breites Beteiligungsverfahren“.