Der Neujahrsempfang in den Räumen der Stuttgarter Studentenverbindung Sonderbund hat sich im Eventkalender zu einer festen Größe entwickelt. Das belegt zum Beispiel die Zahl der geleerten Sektflaschen.

Stuttgart - Weihrauch wabert durchs Vestibül. Die Sternsinger von St. Konrad pilgern am Sektausschank vorbei. Im Saal wird es einige Minuten ruhig. Schließlich befinden wir uns auf einer Benefizveranstaltung.

 

„Geehrte dreiköniglich gestimmte und gewandete Gäste“, begrüßt Frank Nopper die Runde. Der Backnanger Oberbürgermeister ist der letzte verbliebene Mitinitiator des traditionellen Neujahrsantrunks. Er war zunächst ein lockeres Treffen von Referendaren aus der Tübinger Jura-Fakultät und findet am Tag der Heiligen Drei Könige in den Räumen der Studentenvereinigung Sonderbund statt. Heute ist das Spektrum der Gastgeber (und ihrer Gäste) so breit geworden wie die Gesellschaft: vom Heizölhändler bis zum Schönheitschirurg .

Mit etwa 180 geleerten Sektflaschen ist der Antrunk im noch jungen Eventkalender 2015 eine erste ernst zu nehmende Größe. Man muss es ja nicht gleich übertreiben und wie Nopper fragen: „Wo kann man besser, schöner und häufiger auf das neue Jahr anstoßen, hier bei uns oder in der ISS?“ Die Besatzung der Raumstation habe in der Silvesternacht 16 Zeitzonen durchreist und damit 16 Mal das Jahr begrüßt, beim diesjährigen Dreikönigstreffen „dürft, sollt, müsst ihr mindestens 24 Mal anstoßen.“ Zum Vierteljahrhundertfest im nächsten Jahr, drohte sein Co-Gastgeber, der Anwalt Steffen Fortun, plane man ein Jubiläumsheft mit Fotobelegen. Darauf erst mal einen Esslinger Rosé aus der Magnumflasche und ein „Glooooooria“ mit den Sternsingern.

Christoph Sonntag ist ausnahmsweise mal ernst

Zu den Stammgästen zählt das Künstler-Paar Christa und Conny Winter. Der Fotograf erzählte von seinem hochaktuellen Projekt. Vor genau zehn Jahren hat Winter Flüchtlingskinder fotografiert, die damals in Feuerbach lebten. Zurzeit sucht er mit Hilfe der Zentrale für politische Bildung diese Kinder. „Ich möchte die Aktion wiederholen und die beiden Bilderstrecken dann in einer Ausstellung zeigen.“

Ernst gab sich der Kabarettist Christoph Sonntag. Er machte eine „Lebensgleichung“ auf: „Nehmen wir an, hinten steht die 29. Die versuchst du zu erreichen, auch wenn sich vorn die Parameter ständig ändern – ohne dass du etwas dazu kannst.“ Seine persönliche 29 ist derzeit neben dem Bühnenprogramm die Vorbereitung auf die Fastenpredigt am 21. Februar in der Alten Kelter in Fellbach und auf die zwei Monate als alleinerziehender Vater, in denen seine Frau in Namibia weilt. „So ist das, wenn man mit einer Ethnologin liiert ist.“

Apropos: eine der jüngsten Gastgeberinnen hat einen neuen Namen angenommen, die Agenturchefin und Kolumnistin des „Top Magazins“ Shirin heißt nicht mehr Ehsani, sondern Ramsaier. Und sie fragt sich wie viele junge Frauen: Kind oder Karriere? Vielleicht hilft das Glückshufeisen, das Ramona Bernhard, die aktuelle Miss Tourism Germany, als Schornsteinfegerin verteilte. Sie strahlte, küsste und sorgte doch bei einigen für den ersten Dämpfer im neuen Jahr: Ihr Freund und Manager Oliver Burkhart (der Ex von Playmate Mia Gray) ließ sie nicht aus den Augen.