Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat zum Neujahrsempfang geladen. Dabei haben einige Stuttgart 21-Gegner ihrem Ärger Luft gemacht.

Stuttgart  Vor Beginn des Neujahrsempfangs ist dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann der geballte Ärger von Stuttgart 21-Gegnern entgegen geschlagen. Demonstranten warfen am Samstag mit Schuhen nach dem Grünen-Politiker, als dieser in Begleitung von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aus dem Neuen Schloss zu ihnen kam.

 

Kretschmann wurde nicht getroffen, wohl aber einer seiner Bodyguards. Mehrere Demonstranten hatte zuvor Schuhe in die Luft gehalten - eine Geste, die insbesondere im arabischen Raum als Ausdruck des Zorns und der Verachtung gilt.

Mehrere Hundert Demonstranten, die sich gegen den Abriss des Bahnhofssüdflügels wehren, empfingen den Grünen-Politiker vor den Feierlichkeiten im Neuen Schloss zudem mit „Kretschmann weg“-Rufen. Dennoch sprach der 63-Jährige kurz mit den Projektgegnern, bevor er rund 800 Ehrenamtliche im Schloss empfing. Zu demonstrieren, sei ihr gutes Recht, sagte er. In einer Demokratie seien nie alle einer Meinung. Die Bevölkerung habe aber bei der Volksabstimmung entschieden und die Landesregierung sei an Recht und Gesetz gebunden.

Kretschmanns erster Neujahrsempfang

Parkschützer-Sprecher Matthias von Herrmann sagte, die Demonstration sei eine Botschaft an Kretschmann, dass die Gegner des Projektes so lange auf die Straße gingen, bis er sein Wahlversprechen erfülle und alles zur Verhinderung von Stuttgart 21 unternehme.

Kretschmann sagte bei seiner Ansprache im Neuen Schloss, zu der rund 800 Gäste eingeladen waren: „Nicht dort, wo Menschen sich einmischen - auch wenn sie dies mit Trommeln und Trillerpfeifen tun - ist die Demokratie in Gefahr, sondern dort, wo sie sich abwenden von der „res publica“, den öffentlichen Angelegenheiten.“ Es sei aber das Wesen der Demokratie, dass man Entscheidungen akzeptieren müsse, ob sie einem gefallen oder nicht.

Es war Kretschmanns erster Neujahrsempfang als Ministerpräsident. Anders als bisher üblich lud die Regierung deutlich weniger Gäste zu dem Empfang am Vormittag, um mehr persönlichen Austausch zu ermöglichen. Eingeladen waren vor allem sozial und ehrenamtlich Engagierte, beispielsweise aus Hausaufgabenbetreuung, der Hospizbewegung oder von Rettungsdiensten. „Sie alle, die sich so engagiert haben, Sie sind der Kitt unserer Gesellschaft“, sagte Kretschmann zur Begrüßung. Auch 20 Gewinner eines Erzählwettbewerbs, die wie das Land Baden-Württemberg in diesem Jahr 60. Geburtstag feiern, waren eingeladen.

Mit einem Großaufgebot hatte die Polizei in der Nacht zu Freitag Blockaden von Stuttgart 21-Gegnern vor dem Hauptbahnhof aufgelöst. Der Einsatz verlief völlig friedlich. Der Südflügel des Bahnhofes soll demnächst abgerissen werden.