Mit seiner zügig durchgeführten Verwaltungsreform schneidet der französische Präsident François Hollande die Regionen des Landes neu zu. Zehn Milliarden Euro will er damit einsparen. Das gefällt nicht allen.

Paris - Diesmal ist Frankreichs so oft des Zauderns geziehener Staatschef schnell und entschlossen zur Tat geschritten. Der Sozialist hat zur Schere gegriffen, die französische Landkarte zerschnitten und neu zusammengesetzt. Statt 22 Regionen wird es nach dem Willen François Hollandes am 1. Januar 2016 nur noch 13 geben. Die Nationalversammlung hat den zuvor vom Senat überarbeiteten Entwurf des Präsidenten am Mittwoch gebilligt. Keine zwei Monate, nachdem der Staatschef sich an Haute Couture versucht und sein territoriales Puzzle ins Parlament eingebracht hat, fehlt nun nur noch die endgültige Zustimmung des Senats. Im Herbst wird die neue Landkarte dann Wirklichkeit.

 

Tiefgreifende Veränderungen

Tiefgreifende, an Traditionen rüttelnde Veränderungen stehen damit an. Da hat etwa das Elsass binnen anderthalb Jahren nicht nur mit dem vertrauten Nachbarn Lothringen zu fusionieren, sondern auch noch mit der Region Champagne-Ardenne, was in Straßburg Ängste weckt, politisch noch mehr an den Rand zu geraten. Dass die im äußersten Osten der neuen Gebietsköperschaft liegende Stadt Sitz der Regionalregierung bleibt, gilt als wenig wahrscheinlich. Mit Poitou-Charentes, Aquitaine und dem Limousin wird im Südwesten eine weitere Mammutregion entstehen, während das von den Anrainern als „kulturell profillos“ verschmähte Centre bei der vom Elysée organisierten Partnervermittlung leer ausgegangen ist und sein Glück weiterhin alleine versuchen muss.

Hohe Einsparziele

Die Reformer erhoffen sich von der Neuordnung des Landes reichen Lohn. Einsparungen von zehn Milliarden Euro erwartet der Staatschef, ist doch so manche gut dotierte Stelle in der Regionalverwaltung bald entbehrlich. In fünf bis zehn Jahren soll das ehrgeizige Sparziel erreicht sein. Angreifbar ist die Neuordnung trotzdem. Nicht nur ihren Pfründen nachtrauernde Regionalfürsten üben heftige Kritik. Auch des Lobbyismus’ unverdächtige Verwaltungsexperten melden Bedenken an. Auf Kritik stößt zudem, dass die neuen Regionen kaum neue Kompetenzen erhalten. Das Versprechen, Frankreich werde sich am Erfolgsmodell der Bundesrepublik und ihrer Länder orientieren, ist nicht eingelöst worden: Im französischen Zentralstaat werden die Regionen auch künftig wenig zu sagen haben.