Die riskante Konstruktion eine Hausbesitzers war wohl die Ursache der Explosion im New Yorker East Village. Der Mann hatte offenbar die Gasleitung eines der eingestürzten Häuser angezapft, um das Nachbargebäude zu versorgen.

New York - Alles wirkte wie an einem ganz gewöhnlichen Wochenende rund um den Tompkins Square, im Herzen des East Village. Die Menschen zogen durch die Cafés, Jugendliche spielten Basketball. Nichts deutete darauf hin, dass nur drei Straßen weiter eine Katastrophe stattgefunden hatte. Alleine rund um die Second Avenue war die Tragödie spürbar, die sich hier nur zwei Tage zuvor ereignet hatte. Polizisten hatten den Straßenzug abgesperrt, an dem nach einer Gasexplosion am vergangenen Donnerstag drei Wohnhäuser kollabiert waren. Notfallzelte waren aufgestellt worden, Bagger durchwühlten auf der verzweifelten Suche nach Überlebenden die Trümmerberge. Ein Hauch von 9/11 wehte durch das Szeneviertel.

 

Am Sonntagabend gab ein Sprecher der Feuerwehr dann bekannt, dass die Suche beendet ist. Die letzten beiden Vermissten des Unglücks waren tot gefunden worden. Der 23-jährige Nicholas Figueroa war in einem kleinen Sushi-Restaurant an der Second Avenue, als eine Detonation das untere Manhattan erschütterte. Er hatte seine Freundin zum Mittagessen ausgeführt. Das andere Opfer ist der 27 Jahre alte Guatemalteke Moises Ismael Locon Yak, der als Abräumer in dem Lokal gearbeitet hat.

Ein Hausbesitzer hat wohl Gasleitungen angezapft

Wie durch ein Wunder blieben die beiden die einzigen Opfer der Katastrophe, die das einstige deutsch-ukrainische Einwandererviertel beben ließ. Rasend schnell breiteten sich nach der Gasexplosion die Flammen auf das alte Wohngebäude über dem Sushi-Lokal und die beiden benachbarten Häuser aus. Passanten kletterten die ikonografischen New Yorker Feuerleitern hinauf und halfen Bewohnern, ihren brennenden Wohnungen zu entkommen. Einige mussten aus dem Fenstern auf die Straße springen. Am Ende waren 19 Menschen verletzt, vier davon schwer.

Die Ursache des Unglücks war nach Berichten der „New York Times“ eine manipulierte Gasleitung. Der Besitzer zweier der drei eingestürzten Gebäude hatte mit Schläuchen die Leitung eines der Häuser angezapft, um die Wohnungen des anderen Gebäudes damit zu versorgen. Vor sieben Monaten hatte die Versorgergesellschaft Con Edison eine ähnliche Konstruktion des Hausbesitzers abmontiert, mit der er Gas aus dem Sushi-Restaurant in die Wohnung darüber geleitet hatte.

Diskussion um die Infrastruktur der Stadt

Die meisten New Yorker waren von diesen gefährlichen Zuständen nicht sonderlich überrascht. Viele Bürger der Stadt leben in Apartmenthäusern wie denen an der Second Avenue – beengte Wohngebäude aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert. Viele von ihnen sind niemals von Grund auf saniert worden.

In die Diskussion geraten ist durch das Unglück aber auch die Infrastruktur der Stadt. In diesem Fall war zwar anscheinend Pfusch der Grund für das Unglück. Für eine Explosion in Harlem im vergangenen Jahr, bei der acht Menschen starben, war hingegen eine undichte Leitung verantwortlich. Die Gasleitungen unter Manhattan sind veraltet, sie bestehen meist aus brüchigem Eisen oder Stahl. Die 6300 Meilen an Leitungen zu erneuern, würde 26 Milliarden Dollar kosten – Geld, das die Stadt nicht hat. Dazu kommt, dass auch Stromleitungen, Straßen, Brücken und Teile des U-Bahnnetzes reparaturbedürftig sind.