In vielen Geschäften in Stuttgart kann man schon problemlos mit dem Handy bezahlen – derzeit allerdings nur kleinere Beträge. Man braucht dazu einen bestimmten Dienst und dann genügt es, das Handy in die Nähe des Terminals zu halten.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Mama, kannst du mir bitte fünf Euro aufs Handy schicken? Ich bin gerade in der Stadt und möchte so gerne mit meinen Freundinnen einen Kaffee trinken gehen. Biiitte!“ Was sich für die einen vielleicht noch anhört wie ein ausgedachtes Zukunftsszenario, kann für andere schon Alltag sein.

 

Technisch und praktisch ist es nämlich möglich: Eine Überweisung von Handy zu Handy funktioniert binnen weniger Sekunden. Doch damit nicht genug, der von der Tochter gewünschte Kaffee kann auch direkt vom Handy dank NFC-Technologie bezahlt werden. Mit der Near Field Communication (Nahbereichkommunikation) lassen sich drahtlos – über kurze Distanzen von wenigen Zentimetern – Daten übertragen. Nehmen wir als Beispiel ein Handy mit einem Vodafone-Mobilfunkvertrag. Das Handy sollte NFC-fähig sein und eine NFC-SIM-Karte haben. Lädt man sich noch die entsprechende App, die sogenannte Vodafone-Wallet, auf sein Handy und ist im Besitz der dazugehörigen Prepaid-Kreditkarte, kann es schon fast losgehen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, muss man noch einmalig einen Registrierungs- und Authentifizierungsprozess durchlaufen. Dann steht dem Bezahlen per Handy tatsächlich nichts mehr im Wege.

Es gibt verschiedene Dienste

Sogar wer keinen Vertrag mit Vodafone hat, kann diesen Dienst nutzen. Der muss sich allerdings einen NFC-Sticker auf sein Handy kleben. Oder einen anderen Dienst wählen. Bei der Telekom heißt der Service My Wallet und bei E-Plus Mobil oder Base Wallet. Technisch gesehen funktionieren die Bezahldienste via Handy alle gleich. Auch Apple ist mit seinem Apple-Pay in den USA bereits gestartet. Wann dieser Service in anderen Ländern zur Verfügung stehen wird, ist allerdings noch nicht bekannt.

Bleiben wir also zunächst bei unserem Beispiel mit der Vodafone-Wallet, der Kleingeldbörse des Mobilfunkbetreibers, mit der man in der Stuttgarter Innenstadt bereits in mehreren Geschäften problemlos bezahlen kann. Macht man sich erstmals damit auf den Weg, erwartet man eigentlich fragende Gesichter hinter der Verkaufstheke. Von wegen! Schnell kommt man sich vor, als sei man nur selbst nicht auf dem neuesten Stand gewesen – so selbstverständlich scheint es in manchen Läden zu sein, mit dem Handy seinen Einkauf zu bezahlen. Mal hält man sein Smartphone von oben ans Bezahlterminal, mal an die Seite. Das Gerät erkennt sofort das Handy, zeigt den Betrag an, der abgebucht werden soll, fertig. Am Ende bekommt man noch den Kassenzettel sowie einen Beleg über die Handybezahlung.

Doch was soll daran nun besser sein, als mit Bargeld zu bezahlen? Im Grunde geht es um Schnelligkeit an der Kasse, und in einigen Geschäften – vor allem an Tankstellen mit wenig Personal – geht es sicherlich auch darum, möglichst wenig Bargeld in der Kasse vorrätig zu haben. Was anfangs wie eine nette Spielerei erscheint, erweist sich tatsächlich schnell als überaus praxistauglich. Das Herausfischen des Portemonnaies aus den Tiefen der Taschen entfällt ebenso wie das Zusammensuchen des möglichst passenden Betrages. Wie oft möchte die ältere Dame vor einem in der Schlange ihr Kleingeld loswerden! Manchmal dauert es wirklich sehr lange, bis man selbst an der Reihe ist, um beispielsweise beim Bäcker seine Brezeln endlich bezahlen zu können.

Mit dem Handy bezahlt man schneller

Mit dem Handy geht es in der Tat schneller als etwa mit dem Chip auf der EC-Karte. Diese befindet sich im Normalfall im Portemonnaie, das erst hervorgeholt werden muss. Dann wird die EC-Karte aus ihrem Fach herausgefummelt. Und so summieren sich die nötigen Handgriffe bis zum Bezahlen. Das Handy hingegen trägt man meist griffbereit in der Jacken- oder Hosentasche. Selten erlebt man, dass danach lange gesucht werden muss. Schließlich wollen die meisten schnell ans Telefon gehen können, wenn es klingelt.

Ob das nun der Grund ist, weshalb sich diese Handybezahltechnik durchsetzen wird? Schließlich gibt es auch ein paar Nachteile – vor allem für die Händler. Diese müssen nämlich Gebühren für jede Transaktion bezahlen, während der Mobilfunk-Kunde je nach Vertrag oftmals gar nichts bezahlen muss. Der Händler bezahlt bei Abbuchungen je nach Höhe zwischen 0,25 und 0,5 Prozent des Gesamtbetrages sowie einen festen Betrag pro Transaktion zwischen 0,015 und 0,03 Cent. Gebühren, die nicht bezahlt werden müssen, wenn bar bezahlt wird. Der gleiche Service über den Chip auf EC-Karten ist für die Händler in der Regel noch etwas teurer. Allerdings werden so kleine Beträge bisher in bar bezahlt, so dass ein direkter Vergleich der Gebühren kaum möglich ist.

Und wie steht es mit der Sicherheit bei der NFC-Handybezahltechnik? Für Beträge, die 25 Euro übersteigen, muss der Kunde eine PIN eingeben. Bezahlt werden kann in jedem Fall nur so viel, wie es das Guthaben auf der dazugehörigen Prepaid-Kreditkarte hergibt. Im Falle eines Handyverlustes könnte also das vorhandene Guthaben von Fremden aufgebraucht werden. Dennoch scheint schon jetzt klar: ein Dienst, der für den Anwender derart einfach und komfortabel zu handhaben ist, wird sich auch durchsetzen. Schon jetzt ist es möglich, in Deutschland an mehr als 40 000 Terminals und in Europa an weit über einer Million Terminals zu bezahlen.