Der Berliner, vor nicht allzu langer Zeit in den USA noch als großes Talent gefeiert, hört im Alter von nur 26 Jahren mit American Football auf. Er hat auch schon eine Idee, was er künftig tun möchte.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Der Draft der National Football League (NFL) wird Jahr für Jahr im Frühjahr mit viel Brimborium zelebriert. Viele hunderte Talente hoffen darauf, dass ihr Name bei der Nachwuchsspielerauswahl der US-Profiliga über sieben Runden von einem der 32 Teams aufgerufen wird. Björn Werner musste im April 2013 nur relativ kurz warten – kürzer als jeder Deutsche davor oder danach. Denn der Berliner wurde seinerzeit als vielversprechender Verteidiger der Universität von Florida State in der Radio City Music Hall zu New York City bereits an 24. Stelle der ersten Runde von den Indianapolis Colts verpflichtet und weckte hierzulande die Hoffnung, der Dirk Nowitzki des deutschen American Footballs zu werden.

 

„Berlin Wall“ lautet sein Spitzname – Berliner Mauer

Knapp vier Jahre später ist die Karriere von Björn Werner, der wegen seiner Herkunft und Initialen den Spitznamen „Berlin Wall“ (Berliner Mauer) trägt, allerdings schon zu Ende. Am Wochenende hat er beim Fernsehsender Sat.1, für den er bei den Viertelfinals der NFL-Play-offs als Experte im Studio war, seine Karriere etwas überraschend beendet. Überraschend deshalb, weil er noch immer jung ist, erst 26. Doch sein Körper fühlt sich älter an: „Ich hatte in den letzten acht Jahren acht Operationen, vier davon an den Knien. Beide Knie waren jeden Tag im Training angeschwollen. Ich wünschte, ich könnte weiterspielen, aber mein Körper macht leider nicht mehr mit.“ Nach gerade einmal 38 NFL-Spielen in der regulären Saison plus vier Partien in den Play-offs zieht er einen Schlussstrich.

Mit 16 Jahren ging Björn Werner („Ich habe immer für den Namen auf meinem Rücken und Deutschland gespielt“) einst in die USA, um die Footballwelt zu erobern. An der Highschool von Salisbury im US-Bundesstaat Connecticut gelang ihm das ebenso gut wie anschließend am College, so dass er nach vielen Auszeichnungen zum ersten und bisher einzigen Deutschen in der ersten NFL-Draftrunde wurde. Doch in der Profiliga stockte – auch wegen der vielen Verletzungen – seine Karriere, die Indianapolis Colts trennten sich nach der Saison 2015 von ihm. Im Mai 2016 unterschrieb der knapp 120 Kilogramm schwere 1,91-Meter-Mann bei den Jacksonville Jaguars, die ihn jedoch am Ende der Vorbereitung auf diese Runde im August aus dem Kader strichen.

Wer nicht stark genug ist, wird ersetzt

Die Selektion in der NFL ist knallhart. Darwinismus. Wer nicht stark genug ist, wird ersetzt. Egal, wie er heißt. Egal, an welcher Stelle er im Draft ausgewählt wurde. Die Verdienste und Auszeichnungen von gestern zählen im Tagesgeschäft von heute nicht viel. Diese Erfahrung musste auch Björn Werner machen: „Ich habe in der letzten Saison gemerkt, dass Teams einfach nicht mehr interessiert sind, wenn sie meine Verletzungshistorie angucken. Die letzten zehn Jahre waren ein Traum.“

Der Vater einer Tochter, der sich über die sozialen Medien und mit persönlichen Auftritten stark für die Popularisierung des American Football in Deutschland einsetzte, muss dem Raubbau der knüppelharten Mannschaftssportart Tribut zollen. Künftig möchte er in den USA Talente fördern.