Bis zum letzten Tag kämpfen die Parteien in Niedersachsen um jede Wählerstimme. SPD-Ministerpräsident Weil absolviert seinen letzten Auftritt zusammen mit Parteichef Schulz. „Die Sozialdemokratie duckt sich nicht“, meint der.

Hannover/Hildesheim - Mit Spannung blickt die Republik an diesem Sonntag auf das enge Rennen bei der Landtagswahl in Niedersachsen. Die regierende SPD und die oppositionelle CDU lagen in den letzten Umfragen Kopf an Kopf. Noch am Samstag setzten sie ihr Ringen um die Gunst der Wähler auf den Straßen vieler niedersächsischer Städte fort.

 

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) absolvierte in Hildesheim seinen letzten Wahlkampfauftritt. Unterstützung bekam er vom SPD-Vorsitzenden Martin Schulz, der zuvor schon in Lehrte aufgetreten war. „Die Sozialdemokratie duckt sich nicht, man kriegt uns nicht klein“, sagte Schulz mit Blick auf die Wahlniederlage der SPD bei der Bundestagswahl. Weil sei ein „grandioser“ Ministerpräsident.

Auch bei der Union ging der Wahlkampf am Samstag zu Ende. Spitzenkandidat Bernd Althusmann bekam Unterstützung vom ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und jetzigen Europa-Abgeordneten David McAllister. Gemeinsam stärkten die beiden am Vormittag an elf CDU-Ständen in Althusmanns Wahlkreis Seevetal ihren Wahlkämpfern den Rücken. Am Tag zuvor war Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Abschlusskundgebung der CDU in Osnabrück aufgetreten. Beide bekräftigten erneut ihre Warnungen vor einem rot-rot-grünen Regierungsbündnis im Landtag, sollte die Linke ins Parlament einziehen.

Noch einmal kräftig um Wählerstimmen werben

Der jüngsten Umfrage zufolge kommt die Linke auf genau 5 Prozent und kann somit hoffen. Ministerpräsident Weil setzt darauf, dass sie an der 5-Prozent-Hürde scheitert, schließt ein Zusammengehen aber nicht aus.

Die SPD lag im ZDF-„Politbarometer“ vom Donnerstag mit 34,5 Punkten knapp vor der CDU mit 33 Prozent. „Anfang August, da war der Unterschied 12 Prozent zwischen CDU und SPD, und jetzt liegt die SPD knapp, aber vorne“, sagte Weil in Hildesheim.

Die Grünen und die FDP konkurrieren mit zuletzt jeweils 9 Prozent um den dritten Platz. Auch für sie ging es im Straßenwahlkampf am Samstag darum, noch einmal kräftig um Wählerstimmen zu werben. Im Wahlkampf waren sie unter der Woche von den Parteivorsitzenden Cem Özdemir und Simone Peter unterstützt worden.

Koalitionsverhandlungen dürften schwierig werden

Die AfD erreichte in der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen 7 Prozent. Rund ein Drittel der Befragten hatten sich demnach noch nicht endgültig entschieden, wem sie ihre Stimme geben werden.

Unabhängig davon, wer am Sonntag stärkste Kraft wird, dürften sich die Koalitionsverhandlungen ähnlich wie auf Bundesebene als schwierig erweisen. Nach den Umfragen reicht es weder für eine Fortsetzung des rot-grünen Regierungsbündnisses noch für Schwarz-Gelb. Rechnerisch möglich scheinen demnach eine große Koalition von SPD und CDU, ein Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sowie eine Jamaika-Koalition von CDU, Grünen und FDP. Eine „Ampel“ hat allerdings FDP-Landeschef Stefan Birkner vehement ausgeschlossen; ein Jamaika-Bündnis gilt als wegen des gespannten Verhältnisses zwischen Landes-CDU und Grünen als schwierig. Im Bereich des rechnerisch Möglichen liegt auch ein rot-rot-grünes Bündnis.