Das anthroposophische Alten- und Pflegewohnheim Nikolaus-Cusanus-Haus will eine eigene Pflegefachschule gründen. Sie soll ebenfalls nach der Lehre Rudolf Steiners arbeiten. Das gibt es bisher noch nicht im Südwesten.

Birkach - In Deutschland Fachkräfte für Altenpflege zu finden, ist sehr schwer“ sagt Nikolai Keller, der Geschäftsführer des Nikolaus-Cusanus-Hauses. Das Interesse von Bewerbern sei geringer als der Bedarf. „Der demografische Wandel wird die Situation noch verschlechtern.“ Das Alten- und Pflegeheim möchte deshalb die Ausbildung der Fachkräfte selbst in die Hand nehmen und hat eine eigene Schule gegründet. Ab dem 1. Oktober dieses Jahres sollen angehende Altenpfleger in Birkach unterrichtet werden. Zunächst soll die Schule im Haus unterkommen.

 

Kooperation mit dem Camphill-Seminar

Die Altenpflegeschule ist eine Kooperation mit dem Camphill-Seminar, einer Fachschule für Heilerziehungspfleger am Bodensee, die ihren Standort nach Birkach verlegen wird. Beide Einrichtungen folgen der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners.

Deshalb soll die neu gegründete Fachschule den künftigen Pflegern – neben der Grundausbildung in Altenpflege – anthroposophische Werte näherbringen. Dazu gehören ein besonderes Menschenbild und praktische Kentnisse wie etwa besondere Einreibungen. Patricia Schilling ist die zweite Pflegedienstleiterin im Cusanus-Haus. Sie sagt, die Auszubildenden müssten keine Anhänger der Anthroposophie sein, doch sie sollten bereit sein, sich damit zumindest auseinanderzusetzen.

So eine Schule gebe es in der Region noch nicht

Die Ausrichtung ist für den Hausleiter Nikolai Keller ein Plus. „So eine Schule gibt es im Südwesten bisher noch nicht.“ In der Vergangenheit habe das Cusanus-Haus Fachkräfte weiterbilden müssen. Künftig können die Bewerber Qualifikationen direkt in der Ausbildung erwerben. Zudem geht es laut Schilling auch darum, sich menschlich zu entwickeln. So sei es besonders bei der Arbeit mit Demenzkranken wichtig, ruhig zu bleiben und sich nicht beirren zu lassen.

Für das Camphill-Seminar hat der Umzug nach Stuttgart Vorteile. „Der Bedarf an Altenpflegern ist in der Region größer als auf dem Land“, sagt Schilling. Zwar fehlen überall Fachkräfte, im Ballungsraum Stuttgart gebe es aber viel mehr alte Menschen. Deshalb sind sich die Verantwortlichen auch sicher: Die in Birkach ausgebildeten Fachkräfte werden später keine Schwierigkeiten haben, einen Job in der Altenpflege zu finden.

Die Ausbildung könnte im Oktober 2014 beginnen

Wenn alles klappt, können die ersten 20 Schüler am 1. Oktober mit der Ausbildung beginnen. Nicht nur Auszubildende des Cusanus-Hauses werden dort unterrichtet, auch andere Einrichtungen können ihre Lehrlinge an die Schule schicken. „Wir freuen uns über jeden, der bei uns lernen möchte“, sagt der Hausleiter Keller. Einige der Plätze sind schon vergeben – und das, obwohl noch nicht mal die Homepage steht.