Am Wochenende dreht sich im Stuttgarter Literaturhaus bei der No-spy-Konferenz alles um Spionage. Das Programm kann jeder mitgestalten – vom Anfänger bis zum programmierenden Crypto-Profi.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Bei Brezeln und Kaffee wird am Samstagmorgen das Programm für die 3. No-Spy-Konferenz in Stuttgart besprochen und festgelegt. „Innerhalb kürzester Zeit stehen dann die Sessions für das Wochenende fest“, sagt der Initiator der Stuttgarter Konferenz mit Barcamp-Charakter, Michael Schommer. Mit etwa 70 Teilnehmern rechnen die Veranstalter des Treffens, das im vergangenen Frühjahr zum ersten Mal im Stuttgarter Literaturhaus stattgefunden hat – damals noch unter dem Namen „Prism-Camp“ mit rund 50 Teilnehmern. Auch im Herbst 2014 haben sich etwa genauso viele Interessierte zusammengefunden, um insbesondere über „die anlasslose Überwachung der Zivilbevölkerung“ zu sprechen.

 

Die Umbenennung in „No-Spy-Konferenz“ hat verschiedene Gründe, erklärt der Veranstalter Michael Schommer: „Zum einen ist der Name ,Prism‘ häufig rein akustisch missverstanden worden, die Leute fragten, was denn das Treffen mit einem Gefängnis (Englisch: ,prison‘) zu tun habe.“ Außerdem habe man festgestellt, dass sowohl der Begriff als auch die Veranstaltungsform eines sogenannten Barcamps vielen Leuten nicht geläufig ist, so dass man sich entschieden habe, es schlicht „Konferenz“ zu nennen. Zumal etwa ein Drittel des Programmes im Vorfeld feststehe, die restlichen zwei Drittel werden verhandelt.

Jeder am Thema Überwachung Interessierte ist auf der Konferenz willkommen – vom Anfänger bis zum programmierenden Crypto-Profi. Anders als bei einem reinen Barcamp, bei dem weder Referenten noch Themen im Vorfeld festgelegt werden, ist der thematische Rahmen bei der Stuttgarter No-Spy-Konferenz vorgegeben. Man möchte sich mit Spionage, Überwachung und Grundrechten beschäftigen – dazu sind Vorträge und Workshops geplant. Es soll ebenso um gesellschaftliche, philosophische und politische Aspekte von Überwachung gehen wie um die Auswirkungen von Überwachung auf den Einzelnen. Die Initiatoren der No-Spy-Konferenz möchten auch dazu ermutigen, in die Bürgersprechstunden von Politikern zu gehen. Sie selbst würden die Gelegenheit nutzen, mit Politikern ins Gespräch zu kommen.

Den Eröffnungsvortrag hält der Soziologe Ortwin Renn

Ein weiteres Thema könnte die Demokratie und die Geheimdienstkontrolle sein, ebenso wie der Bereich der Wirtschaftsspionage. Bereits am Freitagabend wird es vermutlich in erster Linie um das Thema Risikobewertung und ihre Berücksichtigung in der Gesetzgebung gehen. Der Referent am Freitag ist der renommierte Stuttgarter Soziologe Ortwin Renn. Der Professor für Umwelt- und Techniksoziologie an der Universität Stuttgart wird von 19 Uhr an den Eröffnungsvortrag halten. Für die anschließende Diskussion ist reichlich Zeit eingeplant – das voraussichtliche Ende des Abends wird für 23.30 Uhr anberaumt.

Und wer sich nun fragt, was am Ende einer solchen Konferenz herauskommt, dem sei gesagt, dass sich auf der ersten Konferenz vor einem Jahr spontan der Verein Freifunk Stuttgart e. V. gegründet hat, dessen Ziel ist, offene Funknetzwerke einzurichten und diese miteinander zu verbinden. Freifunk ist eine offene, nicht kommerzielle und hierarchielose Initiative für freie Funknetzwerke, die es deutschlandweit gibt und deren aktive Teilnehmer weiter stetig zunehmen. Außerdem bilden sich bei derartigen Treffen Arbeitsgruppen, die über die Konferenz hinaus ihre Themen weiter verfolgen und aktiv sind.