Der Ökonom Richard Thaler überwindet die Welt komplizierter mathematischer Modelle. Er ist ein würdiger Nobelpreisträger, urteilt StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Richard Thaler hat Humor. Das ist in der staubtrockenen Welt der Ökonomie gewiss kein Nachteil – vor allem dann, wenn die Verleihung des Nobelpreises öffentliche Aufmerksamkeit sichert. So war der Satz des 72-Jährigen gewiss augenzwinkernd gemeint, dass er die Erwähnung seines Kurzauftritts in dem Spielfilm „The Big Short“ in der Begründung für die Auszeichnung vermisst habe. Anders war es mit Thalers Antwort auf die Frage nach dem wichtigsten Beitrag seiner Arbeit für die Wirtschaftswissenschaften. „Ökonomische Akteure sind Menschen, und die ökonomischen Modelle müssen das berücksichtigen“, lautete seine ebenso schlichte wie entlarvende Antwort. Denn in der Tat dominiert in den Wirtschaftswissenschaften seit je das Bild des völlig rational handelnden Menschen, das mit der Realität nichts zu tun hat. Aufgrund seiner Eindimensionalität passt es aber prächtig in die mathematischen Modelle, die in der Zunft nach wie vor hoch geschätzt sind.

 

Weg von den mathematischen Modellen

2016 haben Oliver Hart und Bengt Holmström den Nobelpreis für Arbeiten darüber erhalten, wie Verträge zwischen Partnern gestaltet und wie sie so abgefasst werden können, dass Interessenkonflikte ausbleiben. Auf sie folgt nun Richard Thaler. Das sind Vorbilder, an denen sich die Wissenschaft stärker orientieren muss, will sie nicht weiter ins Abseits geraten.