Seit über 50 Jahren tobt ein blutiger Bürgerkrieg in Kolumbien. Präsident Santos will das Morden beenden, dafür ist er zurecht mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden, kommentiert unser Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Juan Manuel Santos hat alles auf eine Karte gesetzt – und vorerst verloren. Die Kolumbianer lehnten vor wenigen Tagen das Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla in einer Abstimmung mit hauchdünner Mehrheit ab. Trotzdem hat Santos den Friedensnobelpreis verdient. Seit über einem halben Jahrhundert tobt in Kolumbien ein blutiger Bürgerkrieg, der schon mehrere Hunderttausend Menschen das Leben gekostet hat. Der Präsident hat erkannt, dass das Morden ein Ende haben muss, leitete einen Friedensprozess mit den Guerilla-Organisationen ein und reichte seinen Kontrahenten die Hand – auch auf die Gefahr hin, dass die ihm abgehackt wird. Der Wille zum Frieden überstand mehrere Krisen, bei denen der Dialog fast abgebrochen wäre. Dieser Mut, all den über Jahrzehnte aufgestauten Hass überwinden zu wollen, wurde mit der höchsten aller Auszeichnung honoriert.

 

Ein Preis auch für das Volk

Das Nobelpreiskomitee weiß aber auch, dass ein Mann alleine dem geschundenen Land keinen Frieden bringen kann. Deshalb wird in der Begründung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich der Preis auch an die kolumbianische Bevölkerung für ihren Glauben an den Frieden richtet.

Noch ein sehr langer Weg

Nicht allen wird gefallen, dass Juan Manuel Santos den Nobelpreis bekommt. Zu viele machen mit dem schmutzigen Geschäft des Krieges sehr gute Geschäfte. Und auch die politische Opposition in Kolumbien wird nicht müde den Präsidenten scharf zu kritisieren. Santos ist sich bewusst, dass er sich mit seiner Haltung auch viele Feinde im eigenen Lager gemacht hat. Der Weg zum Frieden in Kolumbien ist also noch sehr lang und sehr steinig, das hat zuletzt die Niederlage im Plebiszit gezeigt.

Der Preis stärkt Santos den Rücken

Doch das ist nicht der erste Rückschlag für Santos. Er macht weiter und setzt weiter auf Verhandlungen und beteuert, dass die Waffen auch in Zukunft schweigen sollen. Der Friedensnobelpreis wird dem Präsidenten bei den weiteren Verhandlungen den Rücken stärken. Und vielleicht ist die Entscheidung in Stockholm der entscheidende Baustein für einen stabilen Frieden in Kolumbien.