Stammzellen gelten als hoffnungsvoller Ansatz in der Medizin, doch sie sind ethisch umstritten. Shinya Yamanaka entdeckte eine neue Sorte Stammzellen; John Gurdon legte zuvor die Grundlagen dafür. Zusammen erhalten sie nun den Nobelpreis für Medizin.

Stockholm - Mit dem Nobelpreis für Medizin wird in diesem Jahr die Entdeckung eines neuen Verfahrens ausgezeichnet, Stammzellen zu erzeugen. Der Brite Sir John B. Gurdon (79) und der Japaner Shinya Yamanaka (50) teilen sich den mit knapp einer Million Euro dotierten Preis. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Die neuartigen Stammzellen werden induziert pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) genannt. Wie sie sich von embryonalen Stammzellen unterscheiden, die Embryonen entnommen werden, und ob sie sich als Ersatz dieser ethisch umstrittenen Zellen eignen, wird derzeit untersucht.

 

Yamanaka hat vor gut fünf Jahren erstmals Zellen der menschlichen Haut in iPS-Zellen umprogrammiert, indem er vier ausgewählte Gene in die Hautzellen einschleuste. Ein Jahr zuvor hatte er dieses Verfahren an Hautzellen von Labormäusen entwickelt. In der Zwischenzeit ist seine Methode von Fachkollegen deutlich vereinfacht worden. Stammzellen sind vielseitig; aus ihnen lassen sich viele Gewebetypen wie Herz- oder Nervenzellen ableiten. Sie gelten daher als hoffnungsvoller Ansatz für die Entwicklung von Ersatzgewebe in der Medizin – beispielsweise zur Behandlung von Parkinson-Patienten. Yamanaka, der an der Universität Kyoto arbeitet, bezeichnete die Auszeichnung in einer Online-Stellungnahme als „enorme Ehre“ und eine „gewaltige Ermutigung“ für sich und seine Kollegen.

John Gurdon hatte in Yamanakas Geburtsjahr 1962 die Grundlage für die Reprogrammierung gelegt, indem er nachwies, dass die Spezialisierung einer Körperzelle auf bestimmte Aufgaben – etwa die Übertragung von Nervenimpulsen – prinzipiell reversibel ist. Er hatte bei Fröschen den Zellkern einer Eizelle durch den Kern einer spezialisierten Darmzelle ersetzt. Dennoch entwickelten sich aus der später befruchteten Eizelle Kaulquappen. Heute arbeitet Gurdon an einem nach ihm benannten Institut an der Universität Cambridge an iPS-Zellen.

Der Nobelpreis wird am 10. Dezember verliehen, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.