Die Pläne, aus der ehemaligen BW-Bank-Filiale im Breuninger heraus den Marktplatz zu bewirten, wurden laut Stadt auf 2017 vertagt. Dagegen soll die Entscheidung über den neuen Ratskeller-Wirt noch vor der Sommerpause fallen.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der Stuttgarter Marktplatz bleibt weiter gastronomisches Brachland: Neben dem Stadtbesen im Schatten des Rathauses wird in diesem Sommer kein anderer Ort zum Kaffeetrinken hinzukommen. Nachdem im Hauffler-Gebäude wie berichtet doch keine Gastronomie, sondern der Buchhändler Osiander einzieht, verzögert sich nach Informationen der Stuttgarter Zeitung auch die Umsetzung des geplanten Cafés von Breuninger in den Räumen, die momentan noch von der BW Bank genutzt werden.

 

Breuninger-Sprecher Christian Witt will sich in Bezug auf die Gastronomie auf keinen genauen Zeitplan festlegen lassen. „Es ist richtig, dass wir nach wie vor ein gastronomisches Angebot in den Räumen der Bank planen. Dafür brauchen wir aber eine adäquate Außenfläche. Die Straße, der Platz und der Brunnen müssten umgestaltet werden. Auch darf es keinen durchgehenden Verkehr mehr geben“, sagt Witt.

Mit der Marktplatz-Sanierung soll der Marktstraße verkehrsberuhigt werden

Diese Forderungen will die Stadt erfüllen. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) hat auf Nachfrage der StZ bestätigt, dass die Stadt den Marktplatz umfassend sanieren möchte. „Wir wollen den Marktplatz bis zum Breuninger verlängern“, sagt Pätzold. „Auf der Marktstraße soll dann nur noch Rad- und Lieferverkehr zulässig sein.“ Außerdem kündigt er an, dass die Stadt den Bodenbelag zwischen Kaufhaus und Rathaus erneuern will. „Zwischen den beiden großen Neubauprojekten Dorotheen-Quartier und Rathausgarage müssen wir dringend auch an den Marktplatz ran“, sagt Pätzold. Die Kosten für die Sanierung des Platzes sollen im Herbst feststehen, damit sie Gegenstand der nächsten Haushaltsberatungen sein können.

Das Breuninger-Café am Marktplatz kommt erst 2017

Also kann laut Pätzold das Breuninger-Café auch erst 2017 realisiert werden. Nach Informationen der StZ wird die Fläche, die noch bis Ende Juli die BW-Bank beherbergt, schon bald von einem Einzelhandel zwischengenutzt. Mit dem Lokal für den Marktplatz enden die gastronomischen Pläne von Breuninger übrigens noch lange nicht. Insgesamt fünf gastronomische Betriebe und ein großer Supermarkt sollen ab 2017 für Frequenz im Dorotheen-Quartier sorgen. In Einzelhandelskreisen heißt es, die Lokale würden in der Nähe der Breuninger-Rotunde platziert. So soll eine Art zweiter Marktplatz in der neuen Konsumwelt entstehen.

Breuninger-Sprecher Witt wollte diese Pläne genauso wenig kommentieren wie die Namen der künftigen Lokale. „Wir nennen erst dann Namen, wenn die Verträge unterschrieben sind“, so Witt. Bei einem der neuen Betriebe soll es sich nach Informationen unserer Zeitung um eine Filiale des Münchner Restaurants „Oh Julia“ handeln. Auf der Website des italienischen Gastro-Konzeptes wird eine Niederlassung in Stuttgart angekündigt.

Fünf neue gastronomische Betriebe im Dorotheen-Quartier

Als ebenfalls sicher gilt die Eröffnung einer Sansibar im neuen Dorotheen-Quartier. Mit dem „Dünenweinkeller der Reichen und Schönen auf Sylt“ hat Breuninger gute Erfahrungen gemacht. Im Festzelt Göckelesmaier betreibt das Kaufhaus die „Sansibar by Breuninger“-Loge. In der Breuninger-Filiale in Düsseldorf gibt es ebenfalls eine Sansibar. „Wir sind mit beiden Angeboten super zufrieden“, sagt Christian Witt. In Handelskreisen heißt es außerdem, dass es im neuen Dorotheen-Quartier eine zweistöckige Bar, ein japanisches Restaurant und ein weiteres Lokal geben soll.

Zurück zum Marktplatz: Laut Bürgermeister Pätzold muss geklärt werden, wie viel Möblierung der Platz vor dem Rathaus nach seiner Sanierung verträgt. Schließlich drängt nicht nur Breuninger mit den Sitzgelegenheiten seines Cafés auf den Platz. Bei der Stadt glaubt man immer noch daran, dass auch der Ratskeller seine außengastronomische Fläche vergrößern wird – wenn er denn eines Tages unter neuer Führung wiedereröffnen wird.

Bis zur Sommerpause soll feststehen, wer der neue Ratskeller-Wirt wird

Laut dem Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) soll noch vor der Sommerpause feststehen, welcher Wirt sich an den kostspieligen Ratskeller traut. Kürzlich wurde ein zweiter Gutachter damit beauftragt, zu ermitteln, was die Stadt tatsächlich zahlen muss, um das Lokal technisch und gaststättenrechtlich auf den neuesten Stand zu bringen. Nachdem zunächst von mehreren Millionen Euro für die Ertüchtigung des in die Jahre gegangenen Lokals ausgegangen wurde, hofft Wölfle nun, dass das neue Gutachten geringere Kosten mit sich bringen wird. „Dann können wir endlich mit den verbliebenen Interessenten weiterverhandeln“, sagt Wölfle. Ob darunter wirklich die beiden großen Stuttgarter Brauereien, Dinkelacker und Hofbräu, sind, wie es in Rathauskreisen heißt, scheint dagegen unwahrscheinlich. Dinkelacker investiert im großen Stil in die Tübinger Straße, da dürfte kaum mehr Budget für eine weitere kostspielige Baustelle übrig sein.

So oder so: „Vor der Sommerpause muss eine Entscheidung her“, verspricht Wölfle. Der Verwaltungsbürgermeister kündigt außerdem an, dass sich der Außenbereich des Ratskellers künftig deutlich vergrößern wird – in Richtung Brunnen, also viel weiter als das Eckchen, das der Stadtbesen bisher im Schatten bespielt. Dann würde der Marktplatz in ferner Zukunft gleich von zwei Seiten aus bewirtet. Allerdings sicher nicht mehr in diesem Jahr. Bis 2017 heißt es in Bezug auf den Marktplatz: außer (Stadt-)Besen nichts gewesen.