Wenn US-Meteorologen einen Schneesturm vorhersagen, spielt das amerikanische Fernsehen oft verrückt. Das als historisch angekündigte Unwetter „Juno“ traf die Menschen längst nicht so schlimm wie befürchtet.

New York/Boston - Heftiger Schneefall hat den Nordosten der USA vielerorts in eine Winterlandschaft verwandelt. Die Metropole New York wurde aber von der Unwetterfront „Juno“ entgegen der Vorhersagen weitgehend verschont. Warnungen vor einem heftigen Schneesturm - einem sogenannten Blizzard - galten am Dienstag noch für die nordöstlich gelegene Neuengland-Region mit der Großstadt Boston. Dort fiel der gesamte Nahverkehr aus.

 

Insgesamt lud der Wintersturm an der Ostküste der USA nicht so viel Schnee ab wie befürchtet. In New York blieb das Chaos aber auch aus, weil die Stadt sämtliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte. Auch Philadelphia weiter im Südwesten erlebte nur Schneefall, ohne Sturm. Zeitweise hatten die Behörden in den Vereinigten Staaten ein Unwetter von historischem Ausmaß prognostiziert. Doch von den erwarteten Rekordwerten war „Juno“ weit entfernt.

Nachdem viel Schnee gefallen war, die befürchteten Sturmböen aber ausblieben, hob der Nationale Wetterdienst am Dienstagmorgen die Blizzard-Warnung für New York auf. „Wir sind gerade noch einmal davonkommen“, sagte Bürgermeister Bill de Blasio dem TV-Sender CNN. „Dies ist bei weitem nicht das, was wir befürchtet hatten.“ Tote oder Schwerverletzte gab es nach ersten Erkenntnissen speziell wegen „Juno“ nicht.

Drastische Warnungen lösten auch Kritik aus

Die drastischen Warnungen der Wetterforscher vor einem möglicherweise „historischen Schneesturm“ lösten auch Kritik aus. Manche Bürger bezeichneten sie als Panikmache. Ein Meteorologe des Nationalen Wetterdienstes entschuldigte sich gar öffentlich auf Twitter. „Meine tiefsten Entschuldigungen“, schrieb Gary Szatkowski. „Sie haben viele Entscheidungen getroffen, weil sie von uns erwarteten, richtig zu liegen, und das taten wir nicht.“

Nördlich der Stadt galt die Warnung zunächst weiter. In Massachusetts harrten zeitweise rund 200 Menschen in Notunterkünften aus, dort fielen teils mehr als 70 Zentimeter Schnee. Sie hätten sich mit Essen und Wasser hingekauert, sagte eine Bewohnerin Bostons zu CNN. „Ich mache mir Sorgen um den Strom.“ Man könne in Boston kaum die Straße oder die Skyline ausmachen, twitterte ein Reporter. In der Küstenregion der Neuengland-Staaten waren Blizzards weiter möglich. Hurrikan-Böen sollte aber es nur auf See geben. Laut Flightaware.com wurden in den USA mehr als 5000 Flüge gestrichen.

Für New York bestand immer noch die Gefahr eines Wintersturms. Zu einem Blizzard wird ein Wintersturm hochgestuft, wenn er für mindestens drei Stunden stärker als 56 Kilometer in der Stunde weht. Winterstürme sind in der Region aber nichts ungewöhnliches, und so hob Gouverneur Andrew Cuomo ein Fahrverbot am Morgen auf. Auch der öffentliche Nahverkehr sollte am Dienstagvormittag (Ortszeit) wieder anlaufen. Cuomo hatte für die Nacht alle Fahrzeuge von den Straßen verbannt. Lediglich in Notfällen durfte gefahren werden.

Obwohl das Schlimmste überstanden schien, war es am Dienstag in New York stiller als an jedem Sonntag. Viele Geschäfte und Büros waren geschlossen, auch Kindergärten und Schulen waren dicht. Dafür waren die Parks voller Familien mit Schlitten und Skiern. Einige Läden hatten wieder geöffnet. Das Angebot war nach den Angstkäufen vom Vortag dünner als sonst, tatsächliche Engpässe gab es aber nicht. Nur Schneeschaufeln und Schlitten waren überall ausverkauft.