Im August ziehen die Flüchtlinge aus allen kreiseigenen Hallen in andere Wohnheime. Drei Notunterkünfte sind bereits geräumt.

Böblingen - Gute Nachrichten hatte der Landrat Roland Bernhard am Dienstagnachmittag den Kreisräten im Verwaltungs- und Finanzausschuss zu verkünden: „Zum 15. August räumen wir die zweite Sporthalle der Sindelfinger Gottlieb-Daimler-Schule, die zweite Leonberger Turnhalle sowie die Sindelfinger Rappenbaumschule.“ Diese hatten in den vergangenen Monaten als Notunterkünfte für Flüchtlinge gedient. Insgesamt hatte es acht solcher provisorischer Wohnheime gegeben. Drei wurden bereits in den vergangenen Monaten geräumt: die zweiten Sporthallen der Gottlieb-Daimler-Schule sowie des Leonberger Berufsschulzentrums und die Halle der Böblinger Mildred-Scheel-Schule.

 

Die Belegung „war eine der schwersten Entscheidungen, die wir fällen mussten“, sagte der Landrat rückblickend. Doch man habe im vergangenen Jahr, als die Zahl der Flüchtlinge im Kreis ständig größer geworden sei, keine andere Lösung gefunden. 1300 Plätze hatte die Kreisverwaltung in den Sporthallen vorgehalten. Nun hat sich auf Grund der Entwicklung, das weit weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, die Unterbringungssituation auch im Landkreis entspannt. „Im vergangenen Herbst wurden uns pro Woche 200 Flüchtlinge zugewiesen, im gesamten Juni waren es noch 54“, berichtete Roland Bernhard. Deshalb wolle man nun die Notunterkünfte wieder für den Sport freigeben.

Lediglich die Sporthalle der Sindelfinger Eschenriedschule, die aber sowieso nicht mehr für den Sport genutzt wird, sowie die Weissacher Halle sind weiter mit Flüchtlingen belegt. Die Eschenriedhalle soll der Stadt Sindelfingen als Flüchtlingsunterkunft übergeben werden. Der Mietvertrag für die Weissacher Halle läuft noch bis zum Jahresende.

Der Umzug der Flüchtlinge wird möglich, weil der Kreis in den vergangenen Monaten genügend reguläre Plätze geschaffen hat. „Wir haben im Moment Platz für etwa 4000 Menschen, aber nur 3136 Plätze sind belegt“, sagte Bernhard. Bei vielen der momentan in den Kreiswohnheimen lebende Menschen wird in den kommenden Monaten das Asylverfahren abgeschlossen. Zuständig ist dann nicht mehr der Kreis, die Städte und Kommunen haben dann die Aufgabe, die Menschen unterzubringen. „Wir rechnen damit, dass die Städte im Januar, Februar des kommenden Jahres ein Hoch bei der Aufnahme von Flüchtlingen erleben“, so der Landrat.

Kreisverwaltung überlässt einige Wohnheime den Kommunen

Deshalb will die Kreisverwaltung den Kommunen unter die Arme greifen – und hilft dabei auch sich selbst. „Wir brauchen keinen Leerstand in unseren Wohnheimen“, sagte Bernhard. Daher wolle man einige der Gemeinschaftsunterkünfte den Städten für die Anschlussunterbringung anbieten. Mindestens 104 Plätze will der Kreis so an eigener Kapazität abbauen. Auch die 262 Plätze in gemieteten Privatwohnungen, die der Kreis an Flüchtlinge vergeben hat, könnten die Städte übernehmen. Außerdem versprach Bernhard, „Flüchtlinge nach Abschluss des Asylverfahrens nicht sofort aus unseren Heimen auszuschleusen. Wir werden das abpuffern, so dass die Städte Zeit haben, Unterkünfte zu schaffen.“

Unter die Arme greifen will der Kreis den Kommunen in puncto Personal. Auch hier hat die Verwaltung vermutlich bald ein Plus. Wurden zur Hochzeit der Flüchtlingszuwanderung monatlich neue Leute eingestellt, hat der Kreis bald einen Personalüberhang. „Diese Kräfte wollen wir den Städten und Kommunen für die Flüchtlingsbetreuung anbieten“, sagte der Soziadezernent Alfred Schmid.

Personal abbauen will er außerdem dadurch, dass befristete Verträge nicht verlängert werden. Und sollte die geplante Erstaufnahmestelle des Landes für Flüchtlinge im ehemaligen IBM-Gebäude in Herrenberg jetzt doch noch kommen, könnten bewährte Sozialarbeiter und Heimleiter auch dorthin wechseln. „Das bieten wir dem Land an“ , so Schmid.