Eine NPD-Politikerin aus Baden-Württemberg sagt als Zeugin im NSU-Prozess aus. Sie habe für die Szene über „Brauchtum“ referiert. Über das untergetauchte NSU-Trio will sie aber nichts gewusst haben.

München - Im NSU-Prozess hat das Münchner Oberlandesgericht (OLG) am Mittwoch die baden-württembergische NPD-Politikerin Edda Schmidt als Zeugin vernommen. Die 66-Jährige wehrte zahlreiche Fragen in barschem Tonfall ab. Sie räumte aber ein, Unterstützer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ in Thüringen und Sachsen zu kennen. Hauptangeklagte in dem Verfahren ist Beate Zschäpe. Sie ist für zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge aus überwiegend rassistischen Motiven angeklagt.

 

Schmidt sagte, sie sei um das Jahr 2000 in Thüringen als Referentin für „Brauchtum“ aufgetreten. Eingeladen worden sei sie vom Chef des „Thüringer Heimatschutzes“, Tino Brandt. Außerdem habe sie eine Weihnachtsfeier in Chemnitz geleitet. Die habe der Chef der Chemnitzer Neonazigruppe „Blood & Honour“ veranstaltet, deren Mitglieder das NSU-Trio versteckt haben sollen. Über die mutmaßlichen Terroristen selbst will Schmidt aber nichts gewusst haben.

Fragen nach den Inhalten ihrer „Brauchtumsreferate“ wehrte sie mit juristischer Unterstützung der Verteidiger ab. Einige Nebenkläger wollten wissen, ob es darin auch um die mystische Verklärung des Mittwochs als „Tag des Odin“ gegangen sei. Sie verwiesen darauf, dass die meisten NSU-Morde und der Bombenanschlag auf die Kölner Keupstraße mittwochs verübt wurden. Auch die Bundesanwaltschaft hatte diese Frage untersucht. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl sagte, dass dazu Beweisanträge möglich seien.

Mit einer Pistole ins Gesicht geschlagen

Schmidt bestritt, am Rande der Thüringer Veranstaltung auf das flüchtige NSU-Trio angesprochen worden zu sein. Das hatte Tino Brandt als V-Mann an den Thüringer Verfassungsschutz gemeldet.

Am Morgen hatte das Gericht Zeugen eines Überfalls auf eine Sparkasse in Chemnitz im Jahr 2003 vernommen. Eine Mitarbeiterin sagte unter Tränen, einer der beiden Täter - mutmaßlich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt - habe ihr seine Pistole ins Gesicht geschlagen. Sie habe ihnen aber kein Geld geben wollen und vorgegaukelt, sie habe keinen Schlüssel für den Tresorraum. Am Ende seien die Männer mit weniger als 500 Euro aus der Kleingeldkasse abgezogen.