Beate Zschäpe ist nicht glücklich mit ihren Verteidigern, von einer „allgemeinen Unzufriedenheit“ ist die Rede. Doch laut Medienberichten soll das für eine Ablösung der Juristen nicht ausreichen.

München - Beate Zschäpe ist unzufrieden mit der Arbeit ihrer Anwälte Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer und Anja Sturm. Die Gründe hat sie am Freitag fristgerecht beim Oberlandesgericht München eingereicht. Ihre Erklärung soll am Freitag bei Gericht und der Bundesanwaltschaft eingegangen sein.

 

Sie sei mit einzelnen Punkten in der Verhandlungsführung unzufrieden, schreibt die mutmaßliche NSU-Terroristin nach „Focus“-Informationen. Für eine Entbindung ihrer Pflichtverteidiger sollen die vorgebrachten Argumente aber nicht ausreichen. Details über den Inhalt wurden zuerst nicht bekannt. Nach „Tagesspiegel“-Informationen soll ein Anwalt Zschäpe beim Formulieren geholfen haben. Die ursprüngliche Frist bis Donnerstag 14 Uhr war auf Zschäpes Bitten vom Gericht auf Freitag verlängert worden. Am Mittwoch hatte Zschäpe ihren Anwälten überraschend das Vertrauen entzogen.

Link zu „Der Schuh des Manitu“

Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer und Anja Sturm äußern sich zu der Vertrauenskrise nicht – nicht direkt. Am Sonnabend allerdings twitterte Stahl das Zitat: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ Dahinter setzte er einen Smiley und einen Link zu einer Filmsequenz auf Youtube. Der Link führt zu einer Szene des Films „Der Schuh des Manitu“ von Bully Herbig. Darin ist zu sehen, wie die Hauptfiguren, Abahachi und Ranger, an einem Marterpfahl gefesselt streiten, weil Ranger der immer gleichen Aufgaben überdrüssig ist. Ranger: „Ich habe die Schnauze voll, seit 16 Jahren immer das gleiche Schema, jeden zweiten Tag sind wir irgendwo gefesselt.“ Abahachi: „Nicht so laut, das geht die anderen überhaupt nichts an. Was hast’n du in letzter Zeit?“ Ranger: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ Abahachi: „Warum?“ Ranger: „Ist dir eigentlich klar, was wir den ganzen Tag machen? Grundloses Anschleichen, stundenlanges Spurenlesen und völlig sinnlos nebeneinander herreiten.“ Die Sequenz endet im gegenseitigen Beschimpfen. Stahls Tweet darf wohl als origineller Ausdruck einer gewissen Frustration verstanden werden.

Schon im Juni 2013 berichtete ein Beamter des Bundeskriminalamtes (BKA) als Zeuge im Prozess, wie Zschäpe über ihre Verteidiger hergezogen hatte. Der BKA-Mann hatte sie im Juni 2012 auf einer Autofahrt von Köln, wo Zschäpe in Untersuchungshaft saß, in die Justizvollzugsanstalt Gera begleitet, wo ihre Großmutter sie besuchen durfte. Ausgerechnet gegenüber dem Ermittler lästerte Zschäpe über Heer.

Misstrauen gegen alle

„Sie war sehr, sehr unzufrieden mit der Arbeit ihres Verteidigers“, sagte der BKA-Mann vor Gericht. Zschäpe habe gesagt: „Er macht ja eigentlich sehr wenig.“ Auch sei er ständig in der Presse zu sehen. „Sie wird ja ihren Verteidiger nicht mehr los, deshalb hätte sie gerne einen Dritten. Sie hat dann überlegt, wie sie das anstellen soll“, sagte er. Verteidigerin Sturm gehörte da noch nicht zum Team. Richter Manfred Götzl fragte den Zeugen: „Wenn von Verteidiger die Rede ist, fiel da ein Name?“ Der BKA-Mann: „Sie sprach da immer von Herrn Heer.“ Sie habe gesagt, der andere Verteidiger, der Herr Stahl, hätte ja immer die gleiche Meinung wie der Herr Heer, daher sei sie ganz froh, mal eine andere Meinung zu hören. Zschäpe frage sich schon manchmal, ob sie an Paranoia leide.

Zu Zschäpes aktuellen Vorwürfen müssen nun die Verteidigung und die Bundesanwaltschaft Stellung beziehen. An diesem Montag wird sich herausstellen, ob der Prozess am Dienstag fortgesetzt werden kann.