Das Landratsamt hat wegen der Hochwassergefahr große Bedenken gegen das Projekt auf dem Melchiorareal. Die Stadt nimmt die Bedenken ernst, der Gastronom Robert Ruthenberg arbeitet an einer Lösung.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Nürtingen - Eigentlich hätte der Gastronom Robert Ruthenberg am Montag mit dem Aufbau seines Biergartens auf dem Melchiorareal neben der Freien Kunstakademie Nürtingen (FKN) beginnen und diesen am 15. Mai eröffnen wollen. Doch im Moment ist offen, ob Ruthenberg in diesem Jahr überhaupt seine Pläne verwirklichen kann. „Bisher ist nichts entschieden, und es müssen in den nächsten Tagen noch weitere Abstimmungsgespräche stattfinden“, erklärt Bettina Bernhard, die Pressesprecherin der Stadt, auf Nachfrage.

 

Eine Baugenehmigung für den Biergarten gebe es auf jeden Fall noch nicht. „Die brauche ich auch nicht“, erklärt dazu Robert Ruthenberg: „Denn schließlich soll es sich ja zunächst nur um ein Provisorium handeln. Da wäre ein Bauantrag doch widersinnig.“ Ob sich die Stadt allerdings dieser Überzeugung anschließt, ist ungewiss. Ruthenberg beteuert jedoch, dass man gemeinsam nach wie vor nach einer guten Lösung für alle Beteiligten suche.

Landratsamt hat Bedenken wegen Hochwasserschutz

Zuletzt hatten die Bedenken der unteren Wasserschutzbehörde gegen den Bau eines temporären Biergartens im hochwassergefährdeten Melchiorareal das Projekt gebremst. Bei einem Vor-Ort-Termin im April hatte der Vertreter des Landratsamts, der Leiter des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz, Bernhard Fischer, erhebliche Fragezeichen hinter die damals aktuellen Pläne Ruthenbergs gesetzt. Weil der Biergarten in einem Gebiet liege, das von Hochwasser bedroht sei, müsse Ruthenberg garantieren, dass bei Starkregen sowohl das Bewirtungsgebäude als auch die Terrasse innerhalb von dreieinhalb Stunden abgebaut werden könnten. Hilfskräfte müssten einen direkten Zugang zum Damm haben, damit sie diesen im Ernstfall sichern könnten.

Besonders problematisch ist aus Sicht des Landratsamts die Eile, mit der Nürtingen das Projekt Biergarten vorangetrieben hat. Erst vor kurzem sei der Hochwasserdamm begrünt worden. Wenn jetzt über diesem Damm eine Holzterrasse gebaut werde, könne sich der gerade gesäte Rasen nicht entwickeln. Ein nicht durch Pflanzen gesicherter Damm sei aber im Hochwasserfall ein großer Unsicherheitsfaktor. Dieses Risiko sollte Nürtingen zumindest 2014 nicht eingehen.

Ein Biergarten in Kleinformat?

Mit Gegenwind hätte Ruthenberg auch für seine Pläne rechnen müssen, die Fläche zwischen dem Radweg und dem Neckar für seinen Biergarten zu nutzen. Das Wassergesetz schreibe vor, dass ein Abstand von fünf Metern zum Wasser unbedingt eingehalten werden müsse. „Als Baurechtsbehörde kann sich Nürtingen zwar über diese Regelung hinwegsetzen“, machte Peter Keck, der Sprecher des Landratsamts, am Montag deutlich. „Beim Hochwasserschutz gehen wir aber davon aus, dass die Stadt Nürtingen unsere erheblichen Bedenken zu respektieren hat.“

„Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Bettina Bernhard. Bei den laufenden Gesprächen gehe es deshalb auch um die Frage, ob der Biergarten an anderer Stelle auf dem Melchiorareal und gegebenenfalls in kleinerer Form verwirklicht werden könne.

Robert Ruthenberg sieht die Vorgaben des Landratsamts dagegen sportlich: Mittlerweile habe er die Pläne so überarbeitet, dass alle Bedenken des Landratsamts berücksichtigt seien. Auch den Fünf-Meter-Abstand zum Neckar werde er einhalten. Ruthenberg: „Wir haben eine Lösung gefunden.“ Noch sei es aber zu früh, die Öffentlichkeit über weitere Details zu informieren. Wenn er einen abschließenden konkreten und genehmigungsfähigen Vorschlag für den Biergarten habe, werde er diesen vorstellen.