Seit einigen Monaten ist die Innenstadt wegen Kanal- und Pflasterarbeiten aufgerissen. Kunden und Geschäftsleute leiden zwar unter den Arbeiten, tragen es aber mit Fassung. Denn künftig soll das Zentrum deutlich attraktiver sein.

Nürtingen - Wenn am 29. April der Nürtinger Stadtlauf ansteht, dann werden erstmals in dessen Geschichte die erwarteten 2000 Teilnehmer nicht durch die Innenstadt joggen oder walken, sondern am Neckar entlang. Der Grund für die Verlegung der Laufstrecke ist die umfassende Baustelle im Zentrum. Die Arbeiten zum ersten Bauabschnitt liegen zwar im Zeitplan. Bis sie voraussichtlich im Sommer abgeschlossen sind, wird der nun schon seit November dauernde Hindernislauf für die Menschen aber noch einige Runden lang weitergehen.

 

Kunden und Geschäftsleute arrangieren sich

Die gewohnten Wegebeziehungen vor allem in der Kirchstraße, aber auch in der Oberen Neckarsteige sind durch die aufgerissenen Straßen unterbrochen. Das Einkaufen und Flanieren ist derzeit kein Vergnügen. Kunden müssen sich erst einmal orientieren, wie sie ihren Laden am Besten erreichen. Den Inhabern der betroffenen Geschäfte, Dienstleistungsbetrieben und Straßencafés bleibt nichts anderes übrig, als sich mit der Situation zu arrangieren.

Dies gelinge den meisten recht gut, erklärt Gudrun Klopfer, Geschäftsführerin des Vereins Citymarketing Nürtingen. Zwar gebe es Klagen einzelner Ladenbesitzer über Umsatzeinbrüche. Doch diese beschränkten sich meistens auf einzelne Tage, an denen Geschäfte wegen der Bauarbeiten kaum zugänglich seien. Wenn die Baustelle dann „weitergewandert“ sei, entspanne sich die Lage wieder.

Bagger wird zum Late-Night-Shopping angestrahlt

Insgesamt sei die Baustelle „noch erträglich“, berichtet Gudrun Klopfer. Dies liege auch an dem engen Kontakt zwischen den Geschäftsleuten auf der einen Seite und den Baufirmen sowie dem Nürtinger Rathaus auf der anderen. „Es ist sehr viel Verständnis da“, sagt Gudrun Klopfer. Als ein Beispiel nennt sie die Unterbrechung der Baustelle während der Weihnachtszeit, damit es den Ladeninhabern das Geschäft nicht verhagelt. Bei der anstehenden Einkaufsnacht „Shoppen und Schlemmen“ am 6. Mai soll die Baustelle nach Möglichkeit so kaschiert werden, dass sie die Szenerie nicht stört. So sei beispielsweise daran gedacht, zum nächtlichen Einkaufen einen Bagger anzustrahlen.

Was Geschäftsleute und Kunden eint ist die Zuversicht, dass nach dem Abschluss der Arbeiten die Nürtinger Innenstadt an Attraktivität zulegt. Denn das Pflaster ist an zahlreichen Stellen nur notdürftig geflickt. Für Rollstuhlfahrer etwa ist der Belag ein Hindernis gewesen, und auch modebewusste Frauen dürften bald aufatmen: „Man wird im Sommer mit Stöckelschuhen nicht mehr im Pflaster hängenbleiben“, verspricht Gudrun Klopfer.

Zweiter Bauabschnitt trotz Geldmangels nicht in Frage

Für den ersten Bauabschnitt hat die Stadt im Haushalt eine Million Euro eingestellt. Doch soll die Umgestaltung der Nürtinger Fußgängerzone nicht auf halbem Weg stehenbleiben. Zwar hat die Stadt – wie berichtet – ihr Investitionsprogramm für die nächsten Jahre rigoros zusammengestrichen, um die Verschuldung einigermaßen in Grenzen zu halten. Doch hat der Gemeinderat trotz des Geldmangels vor rund einem Monat einen Antrag aus dem Gremium, die weitere Sanierung zu streichen, mehrheitlich abgelehnt.

Der zweite Bauabschnitt war für Herbst 2017 geplant, doch wird sich der Beginn wohl um ein halbes Jahr verzögern. Insgesamt ist die Sanierung der Fußgängerzone im Haushalt mit einer Summe von dreieinhalb Millionen Euro veranschlagt.