Die Industrie- und Handelskammer hat ihr Domizil auf dem früheren Heim-Areal bezogen. Von dem Umzug verspricht sich das Rathaus auch die Belebung eines abgekoppelten Teils der Altstadt. Lange Zeit hatte die Fläche brach gelegen.

Nürtingen - Stadtportal am Neckar“ – unter diesem neuen Namen zeigt sich das Heimareal in Nürtingen grundlegend verändert. Auf der früheren Gewerbebrache ist ein Büro- und Geschäftshaus entstanden, das inzwischen mehrere Dienstleister bezogen haben. Als Hauptmieter hat das Nürtinger Rathaus die Industrie- und Handelskammer (IHK) an Land gezogen, die ihren alten Standort in der Bismarckstraße aufgegeben hat.

 

Im alten Gebäude gab es keinen Aufzug

Auf einer Fläche von 550 Quadratmetern im zweiten Obergeschoss findet die Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen in der Mühlstraße 4 nun deutlich bessere Voraussetzungen vor. Die Räume in den beiden alten am Hang gelegenen Villen in der Bismarckstraße waren klein und ungünstig geschnitten, es gab vier Stockwerke ohne Aufzug. Darunter litten die Organisation und die Abnahme von Prüfungen. Regelmäßig musste die IHK in die Stadthalle ausweichen. Dies ist nun nicht mehr notwendig. Den Umzug schafften die IHK-Geschäftsstellenleiterin Ottilie Holler und ihr sechsköpfiges Team bei laufendem Betrieb. „Es gab keinen einzigen Schließtag“, hebt Hilde Cost, die Geschäftsführerin der Bezirkskammer, hervor.

Außer der IHK nutzen ein Personaldienstleister, eine Krankenkasse sowie ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater das neue Gebäude. Die Stadt hofft, dass künftig vom „Stadtportal“ gemeinsam mit dem sich noch im Planungsstadium befindlichen Bildungszentrum am Schloßberg Impulse für die Neckarsteige ausgehen. Die einst wichtigste Geschäftsstraße der Stadt steht seit langem im Schatten der Kirchstraße und ist von den Kundenströmen weitgehend abgeschnitten.

Investoren machten einen Bogen um die Gewerbebrache

Nach der Geschäftsaufgabe der Eisenwarenhandlung F.G. Heim hatte die Stadt vor elf Jahren damit begonnen, Investoren für die Entwicklung der Gewerbebrache zu gewinnen. Jedoch scheiterten alle Versuche. Als Hindernis für die Vermarktung des Areals erwiesen sich unter anderem Versorgungsleitungen im Boden. Der Bau einer Tiefgarage wäre aufgrund dieser Situation sehr kostspielig gewesen. Notgedrungen schlüpfte die Stadt Nürtingen schließlich selbst in die Investorenrolle und gründete den Eigenbetrieb Stadtbau zur Entwicklung des Heimareals.

Kosten in Höhe von 5,4 Millionen Euro

Die Kosten waren zunächst mit fünf Millionen Euro veranschlagt gewesen. Dafür musste die Stadt Kredite am Kapitalmarkt aufnehmen. Zwischenzeitlich erhöhten sich die Kosten um rund 400 000 Euro. Ein Teil der Mehrkosten sind laut Angaben der Stadt dem Umstand geschuldet, dass zum Termin des Innenausbaus erst ein Teil der Mieter festgestanden habe. Später hinzu gekommene Mieter hätten zusätzliche Wünsche beim Innenausbau geäußert. Diese zusätzlichen Ausgaben seien durch Mietpreiserhöhungen gedeckt, versichert die Stadt. Knapp die Hälfte der Mehrkosten sind indessen durch allgemein gestiegene Preise und aufgrund der erneuten Einrichtung der Baustelle entstanden.

Für Parkplätze kaufte die Stadt leer stehenden Discounter

Zunächst ausgeklammert hatte der Gemeinderat die Frage, wo die notwendigen Parkplätze entstehen könnten. Die Antwort fand sich schließlich einen Steinwurf entfernt in Gestalt des früheren Aldi. Die Stadt kaufte den Gebäudekomplex samt Tiefgarage mit 30 Stellplätzen vor knapp einem Jahr. Zum Kaufpreis macht die Stadt keine Angaben. Die künftige Nutzung des ehemaligen Discounters ist noch offen.

Prüfungszentrum für zwei Landkreise

Spektrum
Die Geschäftsstelle in Nürtingen ist seit der Fusion der beiden IHK-Bezirkskammern Esslingen und Nürtingen vor zehn Jahren die zentrale Stelle für alle IHK-Weiterbildungsprüfungen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen. Darüber hinaus werden IHK-Dienstleistungen für Firmen – vor allem in der Außenwirtschaft – angeboten.

Entwicklung
Die Zahl der Prüfungen am Standort Nürtingen ist in den vergangenen Jahren rasant auf zuletzt 3700 Prüfungen gewachsen. Geprüft werden unter anderem künftige Fachwirte, Betriebswirte, Industriemeister und Bilanzbuchhalter – insgesamt 17 verschiedene IHK-Abschlüsse können erworben werden.