Die Gedenkinitiative für die Verfolgten des Nazi-Regimes erinnert an den Künstler Eugen Maier, der mit einem Strafbataillon an die Front musste und schließlich zu den griechischen Partisanen flüchtete.

Nürtingen - Die Repressalien ließen nicht lange auf sich Warten. Direkt nach der Machtübernahme Hitlers schickten die Nazis den Kommunisten Eugen Maier ins Konzentrationslager auf dem Heuberg. Die Gedenkinitiative für die Opfer und Leidtragenden des Nationalsozialismus erinnert jetzt am „Denkort“ an der Kreuzkirche an das Leben des Nürtinger Künstlers, der nach Kriegsende als Gemeinderat an der Neugestaltung seiner Heimatstadt mitwirkte.

 

Als mittelloser Student schläft Eugen Maier im Schlosspark

Den Recherchen Iris Raupps von der Gedenkinitiative zufolge wurde Eugen Maier nach seiner Entlassung aus dem KZ Heuberg mit einem Berufs- und Ausstellungsverbot belegt. Der am 21. März 1910 als Sohn eines Strickmeisters geborene Eugen Maier hatte zunächst eine Ausbildung als Holzbildhauer absolviert. Er kam viel herum – in Deutschland, Belgien, Luxemburg und Frankreich. In Reims beteiligte er sich an Renovierungsarbeiten an der Kathedrale. Nach einer Steinmetz-Lehre besuchte er von 1930 bis 1931 die Kunstgewerbeschule in Stuttgart bei Alfred Lörcher. „Als mittelloser Student ging er die 18 Kilometer zu Fuß und schlief nicht selten im Schlosspark“, schreibt Iris Raupp.

Eugen Maier heiratete 1940 Irmgard Bettinger. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Hans Jörg geboren, wiederum fünf Jahre später die Tochter Rose. Doch 1942 wurde Eugen Maier im berüchtigten Bewährungsbataillon 999 an die Kriegsfront nach Russland geschickt, später nach Griechenland.

Das Bemühen um Wiedergutmachung ist zermürbend

Dort kämpfte der Künstler weiter gegen den Faschismus. „Der Verurteilung zu standrechtlichem Erschießen 1944 entkam er durch Flucht zu den griechischen Partisanen“, so Iris Raupp. „Auf eigene Faust schlug er sich in den Nachkriegswirren über den Balkan nach Hause.“ Nach dem Krieg wurde Eugen Maier Nürtinger Stadtrat. Seine Skulpturen stehen auf öffentlichen Plätzen, etwa seine Eule mit dem Satz des Pythagoras vor dem Max-Planck-Gymnasium als Symbol der Weisheit. Archaisch einfach und mehrdeutig auch seine Flötenspieler-Skulptur, die heute auf dem Waldfriedhof zu finden ist.

„Die jahrelange Bemühung um Wiedergutmachung erlebte er als zermürbend“, schreibt Iris Raupp weiter. „Als Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes wurde Anfang der 50er-Jahre seine Wohnung durchsucht.“ Im Jahr 1969 schließlich zog Eugen Maier nach Wolfschlugen. „Bis heute schätzt man ihn auch hier, den bescheidenen und integren Mann mit der Baskenmütze“, so Iris Raupp.