Die Grundstücksfrage ist geklärt. Damit kann der Architekt in die Feinplanung gehen. Ob der ersehnte Neubau kommt, hängt von den Mietverhandlungen zwischen dem Land und dem Investor ab.

Nürtingen - Länger als ein Jahr haben sich die Grundstücksverhandlungen für einen Erweiterungsbau der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hingezogen. Nun haben die beiden Eigentümer – neben der Stadt Nürtingen noch eine Privatperson – sowie die Modefirma Hauber als Investor den Grundstücksvertrag unterzeichnet. Damit ist eine wichtige Hürde genommen. Auf dem Gelände der früheren Seilerei Fausel an der Sigmaringer Straße soll ein Gebäude entstehen, das Vorlesungssäle, Büros und Lehrräume beherbergt.

 

Die Gespräche stockten, weil die Wiese der Stadt und einer Anwohnerin der Sigmaringer Straße gemeinsam gehörten. Die Frau lehnte das geplante Gebäude wegen dessen Höhe und des aus ihrer Sicht zu geringen Abstands zu ihrem eigenen Wohnhaus ab. Laut dem Architekten Rainer Hahn erhält die Anwohnerin nun eine an ihr Hausgrundstück angrenzende Fläche hinzu. Gegenüber der ursprünglichen Planung rückt der zweigeschossige Fuß des Gebäudes um 5,20 Meter nach Westen. Der vorgesehene viergeschossige Gebäuderiegel hat dann 15 Meter Abstand vom Haus der Anwohnerin. Das Gebäude ist mit einer Geschossfläche von rund 7000 Quadratmetern geplant.

Neubau ist entscheidend für die Zukunft der Hochschule

„Ich bin sehr froh, dass nun endlich eine gemeinsame Lösung gefunden wurde. Ich hoffe sehr, dass der zeitliche Verzug, den wir verkraften mussten, wieder aufgeholt wird. Unsere bisherigen Räumlichkeiten in der Sigmaringer Straße entsprechen in keiner Weise den Anforderungen an eine akademische Lehre“, sagt der HfWU-Rektor Werner Ziegler und fügt hinzu: „Der Neubau in der Sigmaringer Straße ist entscheidend für die Zukunft der Hochschule.“

Die HfWU beteiligt sich am Ausbauprogramm des Landes für Masterstudiengänge. Für neue postgraduale Angebote benötigt sie zusätzliche Räume, die derzeit nicht vorhanden sind. Seit dem Jahr 1996 nutzt die Hochschule die gegenüber dem geplanten Neubau liegende ehemalige Strickwarenfabrik Hauber. In dem Gebäude ist die Fakultät Betriebswirtschaft und internationale Finanzen untergebracht. „Das Gebäude platzt aus allen Nähten“, sagt Ziegler. Das Ministerium bescheinige der Hochschule ein Flächendefizit von rund 1900 Quadratmetern. In den vergangenen Jahren ist die HfWU gewachsen. Derzeit hat sie 4445 Studenten.

Die Bagger sollen im nächsten Jahr anrücken

Dem Entwurf hat der Bauausschuss schon im April 2012 zugestimmt. Laut dem Oberbürgermeister Otmar Heirich wird der Bebauungsplan nach den Sommerferien beraten. Er rechnet mit einem Baubeginn im nächsten Jahr. Bevor die Bagger anrollen, gilt es jedoch noch eine weitere Hürde zu überspringen. Das Land hat zwar signalisiert, als Hochschulträger die Miete für die HfWU zu übernehmen. Doch über die Höhe des Mietpreises müssen die Firma Hauber und der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg erst noch verhandeln. Um eine Kalkulationsbasis zu haben, wird das Büro BFK Architekten nun in die Detailplanung einsteigen.

Das städtebauliche Konzept für das Gebiet Unterer Steinenberg sieht vor, nach Fertigstellung des Neubaus das alte Fabrikgebäude abzureißen. An der Stelle will Hauber ein Parkhaus mit Sporthalle bauen. Letztere soll nicht nur Studenten für den Hochschulsport zur Verfügung stehen, sondern auch von den Schülern des benachbarten Max-Planck-Gymnasiums genutzt werden. Die ehemalige Fabrik stammt aus den 1920er Jahren. Das Objekt war in der Zwischenzeit mehrmals verändert worden und steht daher nicht unter Denkmalschutz. Eine Sanierung des energetisch veralteten Baus scheidet laut dem Stuttgarter Architekten Rainer Hahn aus Kostengründen aus.