Durch den Ausfall des Integrationsbeauftragten bleibt vieles liegen. Darunter leiden auch die ehrenamtlich arbeitenden Initiativen, die sich um eine Eingliederung von Asylbewerbern in die Gesellschaft bemühen.

Nürtingen - Der Landkreis Esslingen stellt derzeit 210 Plätze für Asylbewerber in Nürtingen zur Verfügung. Wie in anderen Kommunen, gibt es auch in Nürtingen engagierte Bürger, die sich um die Flüchtlinge kümmern und ihnen dabei helfen, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Um diese schwierige Aufgabe zu bewältigen, gibt es zudem im Rathaus die Stelle eines Integrationsbeauftragten. Doch der zuständige Mitarbeiter ist seit Ende November krankgeschrieben. Es droht eine anhaltende Vakanz. „Wir gehen davon aus, dass er auf unabsehbare Zeit ausfällt“, erklärt die Nürtinger Kulturbürgermeisterin Claudia Grau auf Nachfrage.

 

Ehrenamtlichen fehlt ein zentraler Ansprechpartner

Durch den Ausfall des Beauftragten für Inklusion und Integration leidet auch die Flüchtlingsarbeit. Zwar versuchen andere Rathausmitarbeiter den Ausfall zu kompensieren. Doch gelingt dies dauerhaft nur zum Teil, da sie dieses Geschäft zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben leisten sollen. Die vielen Ehrenamtlichen, die sich innerhalb der Initiative Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen für die Integration von Asylbewerbern einsetzen, spüren die Folgen längst. „Uns fehlt der Ansprechpartner“, klagt Ragini Wahl vom Netzwerk. „Die Arbeit im Rathaus erfolgt nur noch ganz rudimentär“, fügt sie hinzu.

50 Prozent der Stelle sind für die Inklusionsarbeit reserviert, also für Projekte, die benachteiligten Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen sollen. Die anderen 50 Prozent entfallen auf die Integration von Flüchtlingen. Claudia Grau räumt unumwunden ein, dass der Ausfall des Beauftragten zu einer schwierigen Situation geführt hat. „Wir haben viele Dinge angestoßen, die jetzt aber in der Luft hängen.“ Laut der Bürgermeisterin kann das vorhandene Personal in ihrem Dezernat „nicht alles auffangen“, man befinde sich derzeit auf „Sparflamme“.

Die Problematik ist nun auch im Kulturausschuss der Stadt Nürtingen zur Sprache gekommen. Die SPD-Fraktion beantragt, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit das Feld der Integration und Inklusion im Rathaus nicht weiterhin brach liegt. Die CDU-Fraktion möchte das Thema mit möglicherweise anstehenden Veränderungen in Graus Dezernat verknüpfen. Ihr persönlicher Referent, Simon Schmid, bewirbt sich in Köngen als Bürgermeister. Und Christine Arbogast, die Leiterin des Amtes für Bildung, Soziales und Familie in Nürtingen, möchte Kulturbürgermeisterin in Tübingen werden.

Bürgermeisterin warnt vor einer Personalkürzung

Claudia Grau warnt vor Verlockungen, im Zuge von Personalveränderungen Stellen zu kürzen. Dafür seien Integration und Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe zu wichtig. Eine Reduzierung des Personals würde bedeuten, dass die Arbeit nicht in dem eigentlich notwendigen Maß erledigt werden könnte. Bei den haupt- und ehrenamtlichen Kräften wäre zudem Frustration die Folge, so Claudia Grau. „Das hätten alle, die sich bisher sehr stark engagiert haben, nicht verdient, und die Sache auch nicht“, meint die Nürtinger Bürgermeisterin.