Der Sozialausschuss nimmt das Raumprogramm der Verwaltung für das geplante Kinderhaus in der Braike wohlwollend zu Kenntnis. Verkehrsplaner sollen Lösungen für die Verkehrsproblematik finden.

Nürtingen - Nürtinger Eltern haben sich mit der geplanten Zentralisierung der Kinderbetreuung im Quartier Braike abgefunden. „Wir konnten einen gemeinsamen Weg für das neue Haus finden“, erklärt die erste Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Nürtinger Kinderhäuser, Sibylle Linckh, im Namen der betroffenen Braike-Eltern. Diese hatten längere Zeit die Zusammenlegung der bisherigen Einrichtungen in einem neuen Kinderhaus im Breiten Weg kritisiert. Eine dezentrale Lösung hätten sie viel lieber gesehen.

 

Nürtingen geht über die Empfehlungen hinaus

Der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom vergangenen Oktober sieht einen Neubau im Breiten Weg vor. Das Gebäude soll vier Gruppen für über Dreijährige und zwei Gruppen für unter Dreijährige beherbergen. Zwar gibt es noch keinen Architektenentwurf. Doch es zeichnet sich ab, dass auf der zur Verfügung stehenden Fläche gegenüber der Braikeschule vermutlich zweigeschossig gebaut werden muss, um die rund 100 Kinder unterzubringen.

Mit den jetzt im Sozialausschuss vorgestellten Zahlen geht die Stadt Nürtingen was das Platzangebot betrifft über die Empfehlungen hinaus, die der Kommunalverband für Jugend und Soziales für Kindertagesstätten im Land herausgegeben hat. „Wir halten es für notwendig, dass wir nicht an der untersten Kante planen“, begründete die Sozialbürgermeisterin Claudia Grau das großzügige Raumprogramm. „Wir sind der Meinung, wir sollten hier zukunftsgerichtet planen“, so Grau weiter. Unter dem Schlagwort Flexibilität soll Vorsorge getroffen werden, damit der Neubau in der Braike nicht schon nach wenigen Jahren aus den Nähten platzt.

Eltern sollen weiter mitreden dürfen

Ihr Ansatz, davon ist die Verwaltung überzeugt, bietet auch ein hohes Maß an Flexibilität für das pädagogische Konzept. „Wir nageln uns mit dem Raumprogramm nicht auf eine bestimmte Form der Betreuung fest“, versicherte die Leiterin des Amts für Bildung, Soziales und Familie, Annette Bürkner. Wie sich die Pädagogik künftig entwickle sei offen. In Gesprächen mit den Eltern sei man indes übereingekommen, an der bisher in den Braike-Kindergärten verfolgten Praxis mit festen Stammgruppen und gruppenübergreifender Arbeit bis auf weiteres festzuhalten.

Bärbel Kehl-Maurer lobte in der Diskussion nicht nur das Raumprogramm und die pädagogische Zielrichtung. Der SPD-Fraktionsvorsitzenden gefällt in dem Verfahren auch die Beteiligung der Eltern durch das Rathaus. Auch im weiteren Planungsprozess sollen die Eltern und die Erzieherinnen miteinbezogen werden, erklärte die Bürgermeisterin Claudia Grau.

Stadt steht wegen Zuschüssen unter Zeitdruck

Bärbel Kehl-Maurer forderte dazu auf, das Vorhaben nach dem Grundsatzbeschluss vom Oktober nun nicht mehr länger in Frage zu stellen, sondern den Blick nach vorne zu richten. Eine Nürtinger „Kerndisziplin“ sei das Fahren im Kreisverkehr, hatte die Stadträtin bereits in ihrer Jahresrede vor Weihnachten angemerkt und damit gemeint, dass die Nürtinger Kommunalpolitik mit ihren Projekten zu selten ans Ziel kommt. Dies dürfe sich im Breiten Weg nicht wiederholen.

Bei der Planung steht die Stadt unter Zeitdruck. Will Nürtingen Landes- und Bundeszuschüsse in Höhe von rund 250 000 Euro bekommen, so muss die Einrichtung bis spätestens Ende des nächsten Jahres fertig sein.

Zu lösen gilt es unter anderem die Verkehrsproblematik. Erwartet wird, dass der Autoverkehr durch die Zentralisierung zunimmt. Michael Gscheidle (Liberale) verlangte von der Verwaltung die rasche Vorlage eines Verkehrskonzepts an, das die Situation beherrschbar machen soll. Der Fraktionschef Dieter Braunmüller (Nürtinger Liste/Grüne) bekräftigte seine schon früher geäußerten Zweifel, ob das Kinderhaus am geplanten Standort überhaupt Platz hat. Über das Raumprogramm letztlich entscheiden soll der Gemeinderat am 16. Februar.