Ein letztes Mal hat Werner Föhl an einem Buch über die Oberensinger Ortsgeschichte mitgearbeitet. Die Veröffentlichung hat er nicht mehr erlebt. Der örtliche Arbeitskreis zur Heimatkunde widmet das neue Werk nun dem passionierten Forscher.

Nürtingen - Werner Föhl hat die Veröffentlichung des zweiten Bands in der Reihe „Oberensingen – Beiträge zur Ortsgeschichte“ nicht mehr erlebt. Am 6. Oktober starb der Heimatforscher, der wie kein anderer die Vergangenheit des bis 1919 selbstständigen Nürtinger Stadtteils aufgearbeitet hat, im Alter von 79 Jahren. Gleichwohl lebt Werner Föhl in dem Buch fort. In seinem eigenen Beitrag widmet er sich der Zeit des Ersten Weltkriegs.

 

Den Soldaten des 1. Weltkriegs auf der Spur

Um dem Leser ein Bild von den Schrecken und Sehnsüchten in den Schützengräben zu vermitteln, stellt Föhl eine Auswahl von Feldpostbriefen zusammen, die Oberensinger Soldaten in ihre Heimat schickten. Aber auch die Nöte im Dorf selbst spiegelt der Autor wider. Unter anderem lässt er den örtlichen Pfarrer zu Wort kommen. Dieser beklagt einen Verfall der Sitten und eine Abkehr vom Glauben – als Folge des Kriegs und der Novemberrevolution.

Der zweite Band der Reihe bietet Anekdoten, Mundart, Porträts lokaler Persönlichkeiten und Schulgeschichten. Otto Früh und Barbara Gosson etwa widmen sich dem Sandstein, dessen Abbau lange Zeit die wirtschaftliche Grundlage Oberensingens bildete. Die Ausbeutung der Vorkommen, so erfährt man, hätte fast den Ulrichstein gekostet, in dem der Sage nach der Pfeiffer von Hardt einst den Herzog auf seiner Flucht versteckt hatte.

Gut, dass die württembergische Regierung im 19. Jahrhundert dem weiteren Hauen einen Riegel vorschob. „Sonst wäre der Ulrichstein heute womöglich Straßenpflaster oder Schotter für die Eisenbahn“, schreibt Barbara Gosson.

Forscher wird selbst Teil der Ortsgeschichte

Transportiert wurden die ausgebrochenen Steine über die Teufelsbrücke. Deren Geschichte und den letztlich erfolgreichen Kampf um die Sanierung des Kulturdenkmals lässt Horst Ansel Revue passieren. Im Vorwort widmet der Arbeitskreis zur Heimatkunde Oberensingens das Buch Werner Föhl. Diesem dankt der Herausgeber Wolfgang Rapp in seinem Nachruf „für alles, was du für unsere Heimatgemeinde geleistet hast“. Werner Föhl wird nun selbst ein Teil der Ortsgeschichte, der er sich Zeit seines Lebens so eng verbunden fühlte.