Unter neuer Leitung will die Einrichtung im städtischen Leben verstärkt Akzente setzen. Zum Jubiläum gibt es am 25. November eine Gala mit Musik, Tanz und Akrobatik.

Nürtingen - Mit 40 Jahren wird der Schwabe gescheit, heißt es gemeinhin. Das Jugendhaus am Bahnhof (JaB) Nürtingen gibt es jetzt seit 40 Jahren. „Gescheit sind wir natürlich immer“, sagt Antonia Jaksche. „Aber gemütlicher oder ruhiger werden wir sicher nicht“, fügt die Leiterin der Einrichtung hinzu. Denn für das Jubiläumsjahr und auch für die Zeit danach hat sich das JaB eine Menge vorgenommen. Dabei will das Haus in die Öffentlichkeit wirken und auch in gesellschaftspolitischen Debatten Flagge zeigen.

 

Jüngstes Beispiel hierfür ist vor sechs Wochen ein Benefiz-Konzert zugunsten des von der Stadt Nürtingen gekündigten linken Wohnprojekts Villa Galgenberg gewesen. Es gab nicht nur Musik, sondern darüber hinaus lebhafte politische Diskussionen unter den Teilnehmern. „Ich will, dass sich etwas bewegt in den Köpfen“, sagt Antonia Jaksche. „Wir können frech sein, wir sind kein Haus des Mainstream. Was wir tun, soll ruhig ein bisschen aufrütteln und irritieren“, erklärt die Sozialpädagogin, die vor einem Vierteljahr vom Esslinger Jugendhaus Komma an die Spitze des Nürtinger JaB gewechselt ist.

Jugendliche sollen nicht einfach nur konsumieren

Derzeit ist Antonia Jaksche noch damit beschäftigt, das Terrain zu sondieren. Neuland ist die Hölderlinstadt für die gebürtige Nürtingerin freilich nicht. Welche Traditionen, Stile und Herangehensweisen sind im JaB verankert? Ausgehend davon will Antonia Jaksche an Zukunftsperspektiven arbeiten. Zwar habe sie hierzu im Grundsatz klare Vorstellungen. Dessen ungeachtet beschreibt sie ihren Führungsstil als kooperativ. Die 48-Jährige sieht sich als Teil eines Netzwerks. Gemeinsam mit anderen Akteuren will sie ihrer Lobbyfunktion für die junge Generation in der Stadt gerecht werden. „Mir ist Kooperation sehr wichtig, ich bin keine Allein-Kommandatin“, sagt Antonia Jaksche über sich selbst.

So steht im Jubiläumsjahr zwar das Programmgerüst bereits. Spielraum für Ergänzungen gebe es dabei aber immer. „Wir sind kein Laden, der anbietet, was andere dann einfach konsumieren können. Die Aktionen und Veranstaltungen werden mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemeinsam geplant, organisiert und durchgeführt. Ohne Partizipation läuft nichts“, betont Antonia Jaksche.

Leiterin will keine „0815-Shopping-Mall“ in der Nachbarschaft

Beteiligen wollen sich die Jugendlichen beispielsweise auch wenn es um die städtebauliche Gestaltung der Bahnstadt geht – dem wichtigsten Entwicklungsvorhaben Nürtingens. Das Jugendhaus am Bahnhof liegt mitten in diesem Gebiet. Die Planungen befinden sich derzeit noch in einem frühen Stadium. Künftig will sich das JaB verstärkt einmischen. Was die beabsichtigte Überbauung des jetzigen Zentralen Omnibusbahnhofs und die Ansiedlung von Einzelhandel angeht, so darf es aus Sicht von Antonia Jaksche „keine 0815-Mall“ geben. Weiter müsse darauf geachtet werden, dass ausreichend Frei- und Grünflächen vorhanden sind.

Das Leben im JaB ist bunt. Es gibt offene Jugendarbeit, Angebote wie Capoeira, Hip Hop, Selbstverteidigung, Klettern, oder Tanz. Ein Tonstudio im Obergeschoss wird rege genutzt. Das Portfolio will Antonia Jaksche pflegen und – wo es sich anbietet – weiterentwickeln. „Mir ist nie langweilig, weil mir die Ideen nie ausgehen. Man darf nie stehen bleiben“, gibt die agile Jugendhauschefin die Marschrichtung vor.

Große Gala zum Jubiläum

Profil
In der Bahnhofstraße 13 sind mit dem Jugendhaus, der Jugendagentur und dem Stadtjugendring drei Institutionen unter einem Dach. Täglich besuchen zwischen 100 und 130 Jugendliche das JaB. Im Team von Antonia Jaksche, die auch Anti-Gewalttrainerin ist, arbeiten der Erlebnispädagoge Charly Schwahr, die Erzieherin und Kunsttherapeutin Nadine Katzmaier sowie zwei Bundesfreiwillige.

Programm
Im Jubiläumsjahr gibt es am 25. November eine große Gala mit Musik, Tanz, Hip Hop, Akrobatik und vielem mehr. Zudem sind Angebote wie ein Geocaching oder eine Wochenendfreizeit angesetzt. Geplant ist auch eine Geschichtswerkstatt, für die noch junge Forscher und Zeitzeugen gesucht werden.