Weder der Gestaltungsbeirat noch der Schwäbische Heimatbund sind begeistert von der geplanten Bebauung. Die Grünen wollen das Thema erneut im Gemeinderat diskutieren. Ein Architekturstudent hat derweil einen Alternativvorschlag entwickelt.

Nürtingen - Die Diskussionen über den Wohnpark Wörth reißen nicht ab. Erst hat der Gestaltungsbeirat der Stadt Nürtingen die von einer knappen Gemeinderatsmehrheit im Oktober 2012 beschlossene Planung kritisiert. Jetzt will die Fraktion Nürtinger Liste/Grüne den Bebauungsplan erneut auf die kommunalpolitische Agenda setzen – und wird darin vom Schwäbischen Heimatbund unterstützt.

 

Wie dessen Vorsitzender, Uwe Beck, auf Nachfrage erklärt, sei der Heimatbund dafür, den Bebauungsplan „einer Revision zu unterziehen“. Der Heimatbund warnt ebenso wie der Gestaltungsbeirat vor einer Bausünde am Neckar. „Es wurde an dieser Stelle durch die zweizeilig gestaffelte Gebäudeanordnung die Chance vertan, eine ausreichend breite Grünachse entlang des Neckars zu schaffen“, so fasst der Gestaltungsrat die Mängel der Planung zusammen. Die Gestaltung der Freiflächen komme so einer „Resteverwertung“ gleich. „Noch ist nichts gebaut“, sagte das Beiratsmitglied Franz Pesch Ende März – und deutete die Möglichkeit einer Umkehr an.

Entwurf orientiert sich an der Formensprache der Umgebung

Durch eine kompaktere Anordnung und Staffelung der Gebäude könnte mehr Freifläche für den Uferbereich gewonnen werden, meinen die Stadtplaner und Architekten des Gestaltungsbeirats. Dass die zwei geplanten Häuserzeilen zu hermetisch seien und wie „Fremdkörper“ wirkten, sagt auch Tobias Maisch. Der 26-Jährige stammt aus Nürtingen, ist angehender Diplomarchitekt und betreut an der Universität Dresden Studenten. Mit Niclas Till Pfeiffer hat Maisch in dem gemeinsamen Atelier AAI Architekten eine Alternative für das Wörth-Areal entworfen.

In dem Entwurf wenden sich die beiden „gegen ein lebloses und monotones Quartier, das in Reih und Glied dem Fluss gegenüber steht“. Maisch und Pfeiffer ist es wichtig, die Strukturen des angrenzenden Gebiets Klein-Tischardt mit seinen Plätzen, schräg zusammenstehenden Häusern und den verschiedenen Blickbeziehungen aufzunehmen. Diese „kontextuelle“ Architektur mit Giebeldächern orientiere sich an der Formensprache der Umgebung.

Ein Neckarpark soll den Fluss erlebbar machen

Aus dem Quartier heraus entwickle sich ein Neckarpark, in dem es Raum für Spiel- und Liegewiesen gebe, so das Planungsduo. „Die Grenzen zwischen öffentlichem Park und Quartier verschwinden und werten beide Einheiten auf. Der Neckar soll zum erlebbaren Element des Parks werden“, erläutern Maisch und Pfeiffer ihren Entwurf.

Die Gestaltung und die Anordnung der Gebäude füge sich nicht nur in das Stadtbild ein, sondern fördere vor allem auch die sozialen Kontakte in dem Quartier. Die Stadtverwaltung hält indessen am Bebauungsplan fest. Der Technische Beigeordnete Andreas Erwerle verweist darauf, dass der beschlossene Plan auf einen Wettbewerb aus dem Jahr 2007 gründet.

Der Landtag muss über drei Petitionen entscheiden

Vorhaben:
Einem mehrheitlichen Beschluss des Nürtinger Gemeinderats zufolge soll die Gewerbebrache im Wörth künftig für Wohnzwecke genutzt werden. Entlang des Neckarfußweges sind Neckarvillen geplant, dahinter Mehrfamilien- und Stadthäuser.

Protest:
Kritiker lehnen das Projekt wegen seiner Optik und auch aus Gründen des Hochwasserschutzes ab. Sie fordern den Verzicht auf die vordere Baureihe am Neckar und wollen stattdessen eine Parkfläche. Zwischenzeitlich hatte es einen runden Tisch gegeben. Dessen Vorschlag aber folgte der Nürtinger Gemeinderat nicht. Die Pläne wurden zwar abgespeckt. Die Bebauungskritiker sehen in dem „Kompromiss“ aber nur eine „Mogelpackung“.

Petition:
Gegen die geplante Bebauung haben das Forum Wörth und die Umweltverbände vor anderthalb Jahren eine Petition beim baden-württembergischen Landtag eingereicht. Inzwischen laufen gegen den Wohnpark Wörth sogar schon drei Petitionen. Wann die Landtagsabgeordneten darüber entscheiden werden, steht im Moment noch nicht fest.