Das Hölderlinhaus in Nürtingen wird nicht rechtzeitig zum 250. Geburtstag des Dichters fertig. Allerdings gibt es nun mehrere Alternativen zum Umbau.

Nürtingen - In Sachen Nürtinger Hölderlinhaus gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht: die geplante Sanierung des Gebäudes, in dem Friedrich Hölderlin als Kind und Jugendlicher gelebt hat, wird nicht rechtzeitig zum 250. Geburtstag des Dichters am 20. März 2020 fertig. Die gute: In das wegen Geldmangels festgefahrene Projekt, das Teil eines Bildungszentrums Schlossberg werden soll, kommt wieder Bewegung.

 

Eine Aufstockung des Gebäudes ist nicht länger Pflicht

Der Betriebsausschuss Gebäudewirtschaft Nürtingen (GWN) des Gemeinderats hat sich fast einstimmig auf eine gemeinsame Linie zum weiteren Verfahren verständigt. Die bisher formulierten engen Vorgaben für die Mehrfachbeauftragung von ausgesuchten Architektenbüros werden nun doch weiter gefasst.

Zunächst hatte sich der Gemeinderat mehrheitlich auf eine Aufstockung des Gebäudes und auf eine Wiederherstellung des ursprünglichen Walmdaches festgelegt. Jetzt sollen die Architekten jedoch verschiedene Varianten untersuchen, die auch eine Beibehaltung des vorhandenen Dachs ohne Aufstockung beinhalten. Der Verein Hölderlin-Nürtingen kämpft seit langem vehement für einen Verzicht auf die Aufstockung. Die Kritiker sehen durch eine solche Erweiterung die Authentizität des Hölderlinhauses gefährdet.

Stadt will sich um Fördermittel bemühen

Mit dieser Öffnung des Verfahrens soll ein fundierter Kostenvergleich möglich werden. Für eine Modernisierung mit einher gehender Aufstockung des Gebäudes sind Kosten von 4,6 Millionen Euro veranschlagt. Zusammen mit den weiteren sanierungsbedürftigen Gebäuden Schlossbergschule und Musikschule stehen für das Bildungszentrum Schlossberg Kosten von grob zehn Millionen Euro im Raum. Wegen der angespannten Haushaltslage hatte der Gemeinderat mehrere Investitionsvorhaben auf Eis gelegt – darunter auch das Hölderlinhaus. Dort soll vor allem die Volkshochschule eine neue Perspektive bekommen.

„Ich weiß gar nicht, der wie vielte Versuch das jetzt ist“, sagte der GWN-Chef Eckart Krüger in der Sitzung und zeigte sich erleichtert über die Gemeinsamkeit im Gremium. „Das ist endlich ein transparentes Verfahren, dem wir zustimmen können“, sagte der Fraktionschef der Freien Wähler, Otto Unger. „Irgendwann müssen wir mal einen Knopf dran machen“, meinte die SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Kehl-Maurer. Sobald eine konkrete Planung vorliegt, werde sich die Stadtverwaltung Fördermittel aus verschiedenen Töpfen bemühen, sicherte der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich den Stadträten zu.

Bürger haben den drohenden Abriss des Gebäudes verhindert

Zentralisierung
Vor zehn Jahren beschloss der Nürtinger Gemeinderat, das historische Hölderlinhaus abzureißen. Am Tor zur Nürtinger Altstadt sollte ein Bildungs- und Verwaltungszentrum entstehen, um die auf mehrere Gebäude verstreute Volkshochschule und Teile der Kulturverwaltung an einem Standort zusammenzufassen.

Protest
Gegen diesen Beschluss formierte sich Widerstand in der Bevölkerung. Ein Gutachten eines Bauhistorikers ergab, dass das Hölderlinhaus über mehr historische Bausubstanz verfügt als angenommen. Der Oberbürgermeister Otmar Heirich verordnete eine Denkpause. Vor drei Jahren wurde der Abrissbeschluss formal aufgehoben.

Gedenkstätte
Der Verein Hölderlin-Nürtingen kämpft dafür, die Authentizität des nicht denkmalgeschützten Gebäudes zu erhalten. Auf der Agenda des Vereins steht vor allem die Einrichtung einer Gedenkstätte. Das Haus soll, so ist auch die einhellige Meinung in Nürtingen, als Gesamtheit den Geist des berühmten Sohnes der Stadt atmen.