Der Schuppen beim Güterbahnhof ist abgerissen. Der dortige Parkplatz soll nun vergrößert werden. Die Verhandlungen zwischen dem Investor und dem Rathaus über eine Verlegung des Busbahnhofs auf das Areal stocken aber.

Nürtingen - Am ehemaligen Güterbahnhof haben Bagger ihr Werk vollendet. Der alte Schuppen an der Rampe, wo vor rund 70 Jahren Peter Härtling und andere Flüchtlinge erstmals ihren Fuß auf Nürtinger Boden gesetzt haben, steht nicht mehr. Die Stuttgarter Objektgesellschaft Neue Weinsteige will nach dem Abriss vorerst den Parkplatz vergrößern, den sie an die Firma Parkraum-Management aus Erlangen vermietet hat. Eine weitere gute Nachricht für Pendler: die Schlaglöcher auf dem Parkplatz sollen beseitigt werden.

 

Gleichwohl ist der Abriss kein Zeichen für einen Fortschritt in den Gesprächen um das Gleis 13, wie das Güterbahnhofgelände auch genannt wird. Die Firma Neue Weinsteige hatte das Areal von der Bahn-Tochter Aurelis vor drei Jahren erworben. Die Stadt, die das 8000 Quadratmeter große Gelände auch gerne gehabt hätte, verhandelt seither mit dem Investor über die Zukunft des Areals, das für das Projekt Bahnstadt wichtig ist. Letzteres Gebiet östlich der Gleise soll städtebaulich entwickelt werden, auch um die von den Kundenströmen abgeschnittene Kirchheimer Vorstadt besser anzubinden.

Stadt hat kein Vorkaufsrecht ausgeübt

Die Firma Neue Weinsteige möchte am Gleis 13 Flächen für den Einzelhandel schaffen. „Unser Ziel ist es, in Nürtingen nachhaltig zu investieren“, erklärt Sandro Camilli von der Stuttgarter Immobilienfirma. Diese Absicht kollidiert jedoch mit den Plänen der Stadt. Diese will den Zentralen Omnibusbusbahnhof (ZOB) auf das Gleis 13 verlegen. Die beiden Areale sind durch die Bahnhofstraße voneinander getrennt. Auf dem an die Innenstadt anschließenden ZOB-Gelände will die Stadt Einzelhandel ansiedeln. Zwar beabsichtigte sie vor neun Jahren noch, Einzelhandelsflächen auch auf dem früheren Güterbahnhofgelände zu schaffen. Von diesen Plänen ist sie inzwischen aber abgerückt.

Beim Grundstücksgeschäft zwischen der Bahn und der Neuen Weinsteige hatte die Stadt kein Vorkaufsrecht ausgeübt. Dieser Trumpf hätte der Stadt Nürtingen das Areal zum selben Preis gesichert. Um dieses Recht geltend zu machen, hätte Nürtingen aber ein öffentliches Interesse dokumentieren müssen. Dies ging laut dem Oberbürgermeister Otmar Heirich jedoch nicht, da die Stadt ja schon einen ZOB hat.

Investor vermisst bei Stadt Wille zu einer Einigung

Nachdem der Kauf zwischen dem Investor und der Bahn perfekt war, belegte die Stadt das Areal mit einer Veränderungssperre, was einem faktischen Bauverbot gleichkam. Nach dem Ablauf von zwei Jahren wurde diese Sperre um ein Jahr verlängert. Eine weitere Verlängerung um ein Jahr im Oktober wäre laut dem Baugesetzbuch zwar möglich, allerdings müssten „besondere Umstände“ dies erfordern. Vier Jahre nach dem ersten Erlass einer Veränderungssperre sieht das Gesetz Entschädigungszahlungen vor, sofern dem Betroffenen Vermögensnachteile entstanden sind.

Man sei an einer Einigung interessiert und „ergebnisoffen nach allen Richtungen“, erklärt die Rathaussprecherin Bettina Bernhard. Diesen Eindruck hat Sandro Camilli aber nicht. Der Immobilienprofi, der selbst einst an der Nürtinger Fachhochschule studiert hat, sieht sich von der Stadt ausgebremst: „Nicht einmal der Wille wird gezeigt, um zu einer Lösung zu kommen“, sagt er ernüchtert.