Das Flächenpotenzial ist zwar mehr als ausreichend. Die Stadt hat jedoch nur eingeschränkt Zugriff auf Baulücken. Menschen mit wenig Geld stellt dies vor besonders große Probleme.

Nürtingen - Eine Reserve von 22,6 Hektar für Wohnzwecke weist der Flächennutzungsplan für Nürtingen aus. Knapp 1900 Menschen könnten dort laut den Zahlen des Technischen Rathauses Platz finden. Hinzu kommen 18,3 Hektar an Baulücken, die durch Wohnbau geschlossen werden könnten. Und es gibt es 19,75 Hektar an geringfügig bebauten Flächen, bei denen eine Nachverdichtung möglich ist.

 

Stadt wächst um 1700 Einwohner in zehn Jahren

Gestützt auf statistische Prognosen geht die Stadt Nürtingen von einem Zuwachs von rund 1700 Einwohnern innerhalb der nächsten zehn Jahre aus. Den Flächenbedarf setzt sie dabei mit 21,4 Hektar an. Stellt man Angebot und Nachfrage gegenüber, so scheint in der Hölderlinstadt mittel- bis längerfristig ein ausreichendes Potenzial für Wohnen vorhanden zu sein. „Das Wohnflächenpotenzial übersteigt den Wohnflächenbedarf für die nächsten zehn Jahre bei weitem“, heißt es in einer Analyse des städtischen Planungsamts.

Von 300 Baulücken sind nur 13 in städtischem Besitz

Bei genauerem Hinsehen wird allerdings deutlich, wie begrenzt der Spielraum der Stadt zumindest bei der kurzfristigen Aktivierung von Wohnbauflächen ist. Aus den von dem Technischen Beigeordneten Andreas Neureuther vorgelegten Zahlen geht hervor, dass von den aktuell vorhandenen 300 Baulücken mit Baurecht und zulässiger Wohnnutzung lediglich 13 in städtischem Besitz sind. Laut Angaben der Stadt eignen sich davon nur fünf Baulücken zum Bau von kostengünstigen Wohnungen. Gerade in diesem Segment aber steht die Stadt unter akutem Handlungsdruck.

Bürger wehren sich gegen Nachverdichtung

Um für Flüchtlinge im Rahmen der Anschlussunterbringung, Obdachlose, Alleinerziehende und für andere Gruppen mit schmalem Budget bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen, sucht das Rathaus händeringend nach Flächen. Ein erster Anlauf im Juni war gescheitert, nachdem sich Bürger aus Roßdorf gegen eine Nachverdichtung in ihrem Stadtteil gewehrt hatten. Ihr Hinweis: das Roßdorf zähle ohnehin zu den am dichtesten besiedelten Gebieten in Nürtingen.

Auf der Suche nach einer Baulandstrategie

Die vom Technischen Rathaus aufbereiteten Zahlen sollen in eine Baulandentwicklungsstrategie münden. Ein Schwerpunkt bildet dabei der Bereich „bezahlbares Wohnen in Miete und Eigentum“. Um sich einen Überblick zu verschaffen, fragt das Rathaus derzeit bei Eigentümern von Baulücken nach. Mit der gesamten Thematik soll sich der Gemeinderat im nächsten Jahr in einer Sondersitzung befassen.