Bis eine große Halle mit drei Feldern gebaut werden kann, dauert es laut der Bürgermeisterin Claudia Grau noch mindestens vier Jahre. Die Stadt überlegt nun, ein geplantes Hallenprojekt im Teilort Neckarhausen vorzuziehen.

Nürtingen - Vor dem Jahr 2018 ist an den Bau einer Großsporthalle in Nürtingen nicht zu denken. Das hat die Bürgermeisterin Claudia Grau am Dienstagabend im Kulturausschuss mitgeteilt. Dass es länger dauert als erwartet, liegt nicht so sehr an fehlendem Geld, sondern hat andere Gründe. Seit anderthalb Jahren verhandelt die Stadt mit der Nürtinger Modefirma Hauber über den Bau einer dreiteiligen Sporthalle in der Sigmaringer Straße für den Schul- und Vereinssport. Um eine Halle bauen zu können, müsste an der Stelle jedoch zunächst die bisher von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen genutzte ehemalige Strickwarenfabrik Hauber abgerissen werden.

 

Der Abriss wiederum setzt den bereits auf der gegenüberliegenden Seite vorgesehenen Hochschulneubau voraus. Bis dort die BWL-Studenten einziehen, dauere es auch noch mindestens drei Jahre, so Grau. Als Alternative steht der Bau einer großen Sporthalle auf dem Bahnstadtgelände im Raum. Zur Entwicklung des Gebiets läuft derzeit aber eine Bürgerbeteiligung. Vor 2017 sei an die mögliche Realisierung einer Halle nicht zu denken, erklärte Grau.

CDU-Fraktionschef will auf das Tempo drücken

Die Bürgermeisterin hat indessen angeregt, man könne den ebenfalls geplanten Neubau des Turnerbunds (TB) Neckarhausen vorziehen und stieß mit dieser Idee im Ausschuss weitestgehend auf positive Resonanz. Laut dem Sportstättenentwicklungsplan hätte zwar die Großsporthalle eigentlich Vorrang. Da das Projekt jedoch stockt, scheint die Bereitschaft im Ausschuss groß, dem TB zeitlich entgegenzukommen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Thaddäus Kunzmann forderte von der Verwaltung, die Planung für Neckarhausen bereits in vier bis sechs Wochen vorzulegen. Dem widersprach Grau. Bevor das Rathaus den Stadträten ein tragfähiges Konzept präsentieren könne, müssten erst noch zahlreiche Punkte intern behandelt werden, vor allem mit dem Technischen Dezernat. Sie werde keine Kostenschätzung vorlegen, die ihr dann wieder „um die Ohren gehauen“ werde, sagte Grau in Richtung Kunzmann.

Dieser hatte im Dezember die Bürgermeisterin im Streit über ein mögliches Kulturzentrum auf dem Melchiorgelände heftig angegriffen. Die Berechnung eines Wirtschaftsprüfers weicht erheblich von Graus Zahlen ab. Die Bürgermeisterin erklärte die Differenz unter anderem mit unterschiedlichen Standards, die für einen Kulturbau denkbar seien.

Zehn Millionen Euro Sportförderung innerhalb von zehn Jahren

Für eine neue Halle in Neckarhausen gibt es zwei potenzielle Standorte: Auf dem Gelände der Beutwanghalle am Neckar gäbe es Platz. Kosten von drei Millionen Euro nannte Grau als grobe Hausnummer. Darin enthalten ist aber noch nicht der Hochwasserschutz. Eine neue Halle wäre auch bei der Anna-Haag-Schule vorstellbar. Jedoch fehlt es dort an Parkplätzen. Unabhängig vom Standort machte Reinmar Wipper (Nürtinger Liste/Grüne) auf die schwierigen Bedingungen aufmerksam. So seien die Turner gezwungen, für Wettkämpfe Geräte von der Schulsporthalle in die Beutwanghalle und wieder zurück zu transportieren.

Das Hallenprojekt in Neckarhausen vorzuziehen, ist Wipper zufolge „sinnvoll“. Dem widerspricht Arnulf Dümmel (Freie Wähler). Ihn beschäftige die Sorge, dass nach einem Neubau in Neckarhausen das Geld für die „dringend notwendige“ Großsporthalle fehle. Beim Thema Geld widersprach Claudia Grau Befürchtungen, der Sport könnte gegenüber der Kultur ins Hintertreffen geraten. Sie verwies darauf, dass die Stadt die Sportvereine in den vergangenen zehn Jahren mit insgesamt zehn Millionen Euro gefördert habe, etwa in Form von Raummieten, Leistungsförderungen oder Investitionszuschüssen.