Die Bundesministerin Johanna Wanka und die Landesministerin Susanne Eisenmann (beide CDU) haben sich an der Nürtinger Mörikeschule über die Umsetzung der Potenzialanalyse für Schüler informiert. Diese soll dabei helfen, den Weg in den jeweils passenden Beruf zu finden.

Nürtingen - Die Nürtinger Mörikeschule arbeitet in ihren Vorbereitungsklassen für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche bereits mit der sogenannten Potenzialanalyse. Dieser standardisierte Test hilft sowohl Schülern als auch deren Lehrern dabei, die Stärken und Schwächen der jungen Leute zu erkennen und sie damit hinsichtlich ihrer Berufsorientierung entsprechend zu fördern. Die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und die Landeskultusministerin Susanne Eisenmann (beide CDU) haben sich am Dienstag in der Grund- und Werkrealschule ein Bild von dem Angebot gemacht, das als Teil der Initiative Bildungskette vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Land Baden-Württemberg in einer Vorreiterrolle umgesetzt wird.

 

Die Fähigkeiten und das Bildungsniveau werden analysiert

„Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen den für sie passenden Berufsweg finden“, gibt Wanka bei dem Termin in der Grund- und Werkrealschule das Ziel der Initiative aus. Die Potenzialanalyse testet die Schüler von der siebten Klasse an auf ihre kognitiven und methodischen Fähigkeiten, aber auch auf ihr Niveau in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Im Computerraum der Schule sitzen an diesem Dienstag mehrere Schüler aus zugewanderten Familien und lassen sich bei der Beantwortung der Fragen nach dem Multiple-Choice-Verfahren von den Ministerinnen über die Schulter schauen.

Auf die Ergebnisse aufbauend geht es in einer weiteren Stufe an die praxisnahe Berufsorientierung. Und so sitzen Jamshid (17), Kabir (15) und Dani (16) an einem Tisch und biegen aus Draht Blumen nach einem genau vorgegebenen Muster. Mit dieser Übung wird das handwerkliche Geschick der drei jungen Afghanen getestet, die vor rund zehn Monaten nach Deutschland gekommen sind. An weiteren Stationen können die Schüler ihre Kreativität durch „Kunst am Keks“ oder ihre Erste-Hilfe-Kompetenz beim Verbinden imaginärer Verletzungen zeigen.

Baden-Württemberg ist eines von bisher sieben Bundesländern, die mit der Bundesregierung die Initiative Bildungskette vertraglich vereinbart haben. Diese hat zum Ziel, Jugendlichen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Die Potenzialanalyse für neu zugewanderte Schüler, die der Bund allein in Baden-Württemberg mit mehr als zwei Millionen Euro fördert, ist ein Baustein davon. Insgesamt wird das Land für Maßnahmen zur Berufsorientierung und zur individuellen Förderung in den Schulen von 2016 bis 2020 mit rund 49,7 Millionen Euro vom Bund unterstützt.

Baden-Württemberg in der Vorreiterrolle

Für die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ist die Eingangsdiagnostik für schulpflichtige Flüchtlinge unabdingbar, um ihre Fähigkeiten und Lernvoraussetzungen richtig einzuschätzen. Denn nur so könnten sie in eine für sie passende Schulform integriert und zielgerichtet gefördert werden. Baden-Württemberg habe hier „ein starkes Zeichen gesetzt“. Wanka kündigte zudem an, die Potenzialanalyse und die Beruforientierung auch auf Gymnasien übertragen zu wollen.

Die Landesministerin Eisenmann ist sich der Vorreiterrolle Baden-Württembergs bewusst. Gerne würde sie „die Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Ländern teilen, sodass alle davon profitieren können“. Zudem lobte Eisenmann die von Ulrich Storz geleitete Mörikeschule in Sachen Integration als „vorbildlich“. Denn diese bietet nicht nur die Potenzialanalyse, sondern auch zahlreiche Hilfen und Initiativen für Flüchtlingskinder an.