Die Hochschule für Kunsttherapie (HKT) bietet künftig den deutschlandweit bisher einmaligen Studiengang Theatertherapie an. Die Ausbildung startet mit Beginn des Wintersemesters am 3. Oktober.

Nürtingen - In anderen Ländern, beispielsweise in England und in den Niederlanden, ist die Theatertherapie eine bereits seit Jahrzehnten etablierte akademische Disziplin. In Deutschland hingegen sucht man diesen Studiengang bisher vergebens. Dies wird sich nun ändern. Zum nächsten Wintersemester Anfang Oktober erweitert die Hochschule für Kunsttherapie (HKT) ihr Spektrum um den Studienschwerpunkt Theatertherapie.

 

Pro Jahr sind maximal 20 neue Plätze in dem achtsemestrigen Bachelor-Studiengang frei. Die Zahl der Studentinnen und Studenten soll insgesamt nicht über 50 hinausgehen. Zusammen mit dem Fach Kunsttherapie hätte die Hochschule dann 330 Studenten. „Die HKT soll ihren kleinen, aber feinen Charakter beibehalten“, erklärt der Rektor Johannes Junker. Das Angebot richtet sich an junge Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife. Willkommen sind auch Bewerber, die bereits in sozialen, pädagogischen oder künstlerischen Berufen arbeiten und sich zum Theatertherapeuten weiterbilden möchten.

Rollenspiel soll helfen, Krisen zu überwinden

Bei der Theatertherapie geht es darum, die Heilfunktion des Theaterspiels mit den Verfahren moderner Psycho- und Sozialtherapien zu verknüpfen. Die Selbstheilungskräfte von Patienten sollen stimuliert und dadurch Krisen und Krankheiten überwunden oder zumindest gemildert werden. Um Leiden von psychisch Kranken oder beispielsweise auch Flüchtlinge mit traumatischen Erlebnissen zu behandeln, wendet die Theatertherapie auch unterschiedliche Methoden des Rollenspiels an. Die Vorgehensweise ist dabei individuell verschieden. Das Ziel ist es, mit den Mitteln des Theaters jeweils zu dem Kern eines Leidens vorzudringen und eine Heilung herbeizuführen.

Das dafür nötige Rüstzeug eignen sich Studenten an der HKT von der Pike auf an. Im Theoriebereich überschneiden sich die Inhalte teilweise mit der Kunsttherapie. Das Schreiben von Geschichten, Regietätigkeit, Schauspielunterricht und Bühnenbild sind hingegen typisch für die Theatertherapie. Auch die angewandte Forschung auf diesem Gebiet soll weiterentwickelt werden.

Stärkung Baden-Württembergs als Bildungsland

Die HKT setzt auf Kooperation mit der ebenfalls privaten und staatlich anerkannten SRH Hochschule Heidelberg. Letztere konzentriert sich auf Musik und Tanz. Zusammen bieten die beiden Hochschulen alle vier kunsttherapeutischen Fächer an – einzigartig in Deutschland. „Damit untermauern wir auch den Ruf Baden-Württembergs als innovatives Bildungsland“, sagt der HKT-Rektor Johannes Junker.

Private Hochschule mit staatlicher Anerkennung

Standort
: Neben der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) ist die Hochschule für Kunsttherapie (HKT) die zweite Hochschule in Nürtingen. Dort ist zudem die Freie Kunstakademie (FKN) angesiedelt, die ebenso wie die HKT von der Stiftung für Kunst und Kunsttherapie Nürtingen getragen wird.

Status
: Als private Hochschule bildet die HKT seit 1987 mit staatlicher Anerkennung und Förderung Kunsttherapeuten aus. Sie arbeitet in Baden-Württemberg mit mehr als 100 sozialen und klinischen Einrichtungen zusammen. Im europäischen Ausland ist sie mit rund 300 Partnerinstitutionen vernetzt.

Anspruch:
Die Qualität des Studiums und der Forschung ist ein zentrales Anliegen der HKT. Um ihren Anspruch zu erfüllen, setzt sie unter anderem auf eine intensive Betreuung ihrer Studenten in kleinen Gruppen.