Kommunen und Vereine müssen Antworten auf Veränderungen im Freizeitverhalten finden. Eine Sportentwicklungsplanung soll Städten und Gemeinden helfen, für die nächsten zehn Jahre die Weichen richtig zu stellen.

Nürtingen/Wernau - Die Sportlandschaft in Deutschland verändert sich. Konkurrierende Freizeitangebote, ein Trend zur Individualisierung, der demografische Wandel oder Zeitmangel: das sind Faktoren, die vor allem die Vereine vor große Herausforderungen stellen. Um diese zu meistern, sind die Vereine auf Hilfestellung angewiesen. Viele Kommunen geben deshalb landauf, landab eine Sportentwicklungsplanung in Auftrag.

 

Vereine wollen Stadtsportverband gründen

Die Nürtinger Stadtverwaltung hatte ebenfalls zum Sprung für ein solches Projekt angesetzt, musste jedoch den Anlauf abbrechen. Dass Nürtingen Orientierung braucht, darin sind sich zwar alle Fraktionen in der vergangenen Gemeinderatssitzung einig gewesen. Dennoch hat der Gemeinderat jetzt nicht wie von der Verwaltung vorgeschlagen das Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (ikps) mit dieser Aufgabe betraut. Das Thema ist vertagt worden, um zunächst die Sportvereine in die Diskussion einzubinden, die jetzt einen Stadtsportverband gründen wollen. Das Ziel des Zusammenschlusses ist es, künftig gemeinsame Interessen besser nach außen vertreten zu können.

Stadträte scheuen hohe Ausgaben

Das zumindest vorläufige Scheitern der Verwaltung liegt auch an den Kosten. Rund 50 000 Euro sind für eine umfassende Planung veranschlagt, was den Gemeinderat erschreckte. Vergeblich betonte die Bürgermeisterin Claudia Grau, dass dies die Obergrenze sei. Es sei durchaus vorstellbar, ein schlankeres Konzept für weniger Geld zu bekommen.

Welche Module notwendig und welche möglicherweise verzichtbar seien, sollte nach dem Willen des Rathauses eine Arbeitsgruppe festlegen, die sich aus Vertretern der Verwaltung, Vereine, Schulen, der Volkshochschule, aus Stadträten und Jugendlichen zusammensetzt. Teile des Gemeinderats lehnten den Vorschlag auch deshalb ab, weil sie der Auffassung sind, die Stadtverwaltung könne die Sportentwicklungsplanung mit ihren eigenen Mitarbeitern stemmen. In einem zweiten Anlauf soll das Thema nun nicht im Gemeinderat, sondern zunächst eine Ebene tiefer, also im Kultur- und Sportausschuss, behandelt werden.

Bestandsaufnahme als erster Schritt

Den Neckar abwärts in 14 Kilometern Entfernung stößt auch die Stadt Wernau derzeit eine Sportentwicklungsplanung an. Dazu hatte sich die Verwaltung bereits im Vorfeld mit den örtlichen Sportvereinen über deren Situation unterhalten. In einer Auftaktveranstaltung unter der Leitung des ikps und des Württembergischen Landessportbunds wird der Bevölkerung am Donnerstag, 2. Juli, von 18.30 Uhr an im Quadrium das Vorhaben erläutert.

In einem ersten Schritt, erklärt der Bürgermeister Armin Elbl, wird das ikps eine Bestandsaufnahme machen. „Wir wollen wissen, wo wir stehen“, sagt Elbl. Auf dieser Grundlage soll dann im September über die nächsten Schritte der Sportentwicklungsplanung beraten werden.

Maßgeschneiderte Lösungen für jede Kommune

Wie Stefan Eckl vom ikps jetzt im Nürtinger Gemeinderat ausgeführt hat, passen vielerorts das Angebot und die Nachfrage nicht mehr zusammen. „In Deutschland gibt es mehr Stabhochsprunganlagen als Stabhochspringer“, formulierte Eckl recht anschaulich. Doch längst geht es nicht nur um die Nutzung und den Bau von Sportstätten. Immer weniger treiben Sport im Verein, sondern auf eigene Faust. Handlungsdruck entsteht auch durch die Ganztagesschule. Die Herausforderungen sind meist dieselben, die Bedingungen in den Kommunen aber oft unterschiedlich. Deshalb müsse auch nach individuellen Lösungen gesucht werden, erläutert Eckl .