Der frühere Sozialminister und ehemalige OB-Kandidat Andreas Renner strebt zurück in die Politik. Jetzt will er CDU-Chef in Singen werden.

Singen - Andreas Renner ist abgetaucht. Das war das Letzte, was man von dem Aspiranten auf den Stuttgarter OB-Posten und früheren baden-württembergischen Sozialminister gehört hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der 53-Jährige pflegt als Hobby das Sporttauchen. Und so ging er bei einem mitgliederoffenen CDU-Parteitag am 17. März gegen den parteilosen Werbers Sebastian Turner unter, bevor er seinerseits im nachtschwarzen kalten Überlinger See versank.

 

Von dort ist er Gott sei Dank irgendwann wieder aufgetaucht, so wie Turner nach seiner Wahlniederlage gegen den Grünen-Bundespolitiker Fritz Kuhn nun seinerseits aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Das ewige Auf und Ab der Politik erweitert Renner nun um eine Neuigkeit. Weil der CDU-Ortsverband in Singen am Boden liegt, will Renner ihm wieder aufhelfen. Den Ortsverband hat die Auseinandersetzung um die Klinikfusion im Landkreis Konstanz hat die CDU-Fraktion tief gespalten.

Sowohl die langjährige Vorsitzende Inge Kley als auch ihre Stellvertreterin, die ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Veronika Netzhammer, haben ihren Rückzug erklärt. Beide waren gegen die Fusion. Netzhammer war zuvor als Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion zurückgetreten. Die ehemalige Landespolitikerin hatte den Widerstand gegen die Zusammenlegung der Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken (HBH) mit den Krankenhäusern in Konstanz angeführt. Sie trug maßgeblich dazu bei, dass ein Bürgerentscheid auf die Beine gestellt wurde. Die Abstimmung brachte eine Mehrheit gegen die Klinikfusion, scheiterte jedoch am notwendigen Quorum.

Renner will die Mannschaft neu aufstellen

Renner, von 1993 bis 2005 Oberbürgermeister der Stadt am Hohentwiel, sagt, er wolle „mithelfen, den Laden zu ordnen“. Dies sei er „als Bürger dieser Stadt dieser Stadt auch schuldig“. Und natürlich der CDU, deren Mitglied Renner „seit 30 Jahren ist“. Er habe sehr viel Erfahrung, und „ich bin ein braver Parteisoldat.“ Er werde dazu beitragen, die „Mannschaft neu aufzustellen“ Wenn es nötig sein sollte, werde er auch „für eine bestimmte Zeit“ den Vorsitzenden geben. Mehr sei da auf keinen Fall dran, versichert Andreas Renner, der seit sechs Jahren als Lobbyist für den Energiekonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) in Berlin und Brüssel tätig ist.

Denn schon schießen Gerüchte ins Kraut, die Nothilfe des Politprofis könnte mehr sein als bloße Unterstützung der Basis. Im Frühjahr 2013 stehen in Singen OB-Wahlen an. Der reichlich blasse Amtsinhaber Oliver Ehret, Renners Nachfolger, muss um seine Wiederwahl fürchten. Nicht nur die ungeliebte Klinikfusion nehmen ihm die Singener übel. Auch sonst kommt kaum eines seiner Projekte voran, die er bei seinem Amtsantritt versprochen hat. Erst vor kurzem hat der Gemeinderat Ehrets Lieblingsvorhaben gestoppt – die Umwandlung eines innerstädtischen Baugebietes in ein Einkaufszentrum.

„Es gibt keinen Handlungsbedarf“

Seine Gegner werfen Ehret, der zuvor die 3500-Seelen-Gemeinde Mühlheim an der Donau (Kreis Tuttlingen) regierte, vor, seine Provinzialität nie wirklich los geworden zu sein. Wenn der in Singen noch allseits beliebte Renner in einem internen CDU-Kampf anträte, hätte Ehret kaum eine Chance. Renner sagt: „Es gibt keinen Handlungsbedarf.“ Klar dementieren aber will er jegliches Interesse an dem Amt aber auch nicht. „Diese Frage stellt sich nicht“, sagt Renner. Erst müsse der Ortsverband wieder gut funktionieren, damit er auch die Bundestagswahl im Herbst 2013 und bei der Kommunalwahl 2014 angehen könne.

Die Übernahme des CDU-Ortsverbandes wäre für Renner eine späte Rache an Veronika Netzhammer, die den gebürtigen Stockacher einst nach Singen geholt hatte. Im Lauf der Jahre war das gute Verhältnis aber in offene Gegnerschaft gemündet. Wenn Renner also Netzhammer im CDU-Ortsverband beerbt, will er damit der in Singen einflussreichen Familie Netzhammer zeigen, wer der Herr im Haus ist.