Überraschung in Ulm: Der CDU-Bewerber gewinnt auf Anhieb die Wahl zum Verwaltungschef. Die Konkurrenten erleiden eine Schmach.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Der neue Oberbürgermeister der Stadt Ulm heißt Gunter Czisch. Der 52 Jahre alte, langjährige Finanzbürgermeister der Großstadt, der von der CDU unterstützt wurde, hat sich am Sonntagabend mit 52,9 Prozent der Stimmen gleich im ersten Wahlgang durchgesetzt.

 

Gunter Czischs Konkurrenten im Wahlkampf zogen klar den Kürzeren. Der Mitfavorit Martin Rivoir, SPD-Landtagabgeordneter und bei der vergangenen Ulmer Kommunalwahl noch Stadtrat mit den meisten Stimmen, kam lediglich auf 29,9 Prozent. Die größte Überraschung der Wahl ist das Abschneiden der grünen Bewerberin und langjährigen Stadträtin Birgit Schäfer-Oelmayer. Sie kam auf lediglich knapp acht Prozent der Stimmen und lag damit nur unwesentlich vor der Bewerberin der Piraten-Partei, Anja Hirschel (4,8 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 42,5 Prozent. Ulm wurde den ganzen Sonntag über von starken Regenschauen und Sturmböen heimgesucht.

Parteipolitik blieb im Hintergrund

Mit dem CDU-Parteimitglied Gunter Czisch hat erstmals seit Jahren wieder ein konservativer Politiker den Chefsessel in einer deutschen Großstadt erobert. Allerdings hat Parteipolitik in diesem Wahlkampf so gut wie keine Rolle gespielt. Der 52-Jährige hat aus seiner Verbundenheit gegenüber dem Amtsinhaber und SPD-Mann Ivo Gönner, der bei seinem Ausscheiden 24 Jahre lang Stadtoberhaupt gewesen sein wird, nie einen Hehl gemacht. Gönner amtiert noch bis Februar. Hätte Gönner noch einmal kandidiert – die Gesetzeslage hätte das zugelassen – wäre Czisch gegen seinen Duzfreund niemals angetreten. So hatte der Wahlsieger das stets betont. Seine Kandidatur hatte Czisch in diesem Jahr erst in direktem Anschluss an die letzte Schwörrede Ivo Gönners im Juli bekanntgegeben – aus „Respekt“ vor dem Amtsinhaber, wie er betonte.

Keine Revolution, kein Herumreißen des Ruders – mit dieser Botschaft war der CDU-Bewerber in seinen Wahlkampf gezogen. Die großen Linien der Stadtpolitik sind, jedenfalls in finanzieller Hinsicht, festgezurrt, und der Finanzbürgermeister hat daran starken Anteil. So hat der Bau einer zweiten Straßenbahnlinie gerade begonnen, und auch die Umgestaltung des Bahnhofsareals ist beschlossene Sache. Die gigantischen Baumaßnahmen, zu denen auch die Neuerrichtung eines bahnhofsnahen Luxus-Einkaufsquartiers namens „Sedelhöfe“ gehört, lassen der Stadtpolitik auf Jahre hinaus kaum finanzielle Spielräume.

Czisch – ein alter Ulmer

Czisch hatte während seines Wahlkampf stets seine Heimatverbundenheit herausgestellt. Der Wahlsieger ist in Dietenheim (Alb-Donau-Kreis) aufgewachsen und absolvierte von 1980 bis 1982 bereits eine Ausbildung zum mittleren Verwaltungsdienst bei der Stadt Ulm. Später wurde Czisch Leiter des Rechnungsprüfungsamtes der Stadt Überlingen, von 1994 bis 2000 war er beim Landratsamt Bodenseekreis Dezernent für Finanzen, Bau, Abfallwirtschaft und Schulen.

Kurz nach der Auszählung gratulierte der Noch-Amtsinhaber Ivo Gönner seinem Nachfolger zum unerwartet schnellen Erfolg. In einer ersten Reaktion bedankte sich der Sieger bei seinen Wählern. Der parteilose Bewerber Ralf Milde erhielt 2,8 Prozent der Stimmen, die parteilose Sevda Caliskan 0,6 Prozent. Lisa Collins von der „Partei“ musste sich mit einem Prozent begnügen.