Bürger und Kandidaten waren am Sonntag in das Alte Rathaus gekommen, um das Wahlergebnis abzuwarten. Die Kandidaten waren mit ihren Ergebnissen zufrieden, obwohl sie insgesamt nur auf 20 Prozent der Stimmen kamen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Das Wahlergebnis für Jürgen Zieger war eindeutig und die Meinung der SPD-Mitglieder im Alten Esslinger Rathaus auch. Der Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler hatte den Wahlkampf des alten und neuen Amtsinhabers  geleitet und sich dabei die Ansicht des Politikwissenschaftlers Hans-Georg Wehling zu eigen gemacht: „Wenn die Wählerschaft zufrieden ist, gehen wenige Leute zur Wahl.“ Und wenn von diesen zufriedenen Wählern „auch noch mehr als drei Viertel für Jürgen Zieger sind, ist das ein tolles Ergebnis“.

 

Auch spreche die Tatsache, dass die großen Parteien keinen Gegenkandidaten aufgestellt hätten, für Jürgen Zieger. Richard Kramartschik, SPD-Stadtrat, sieht das gute Ergebnis Ziegers auch den wenig auffälligen Gegenkandidaten geschuldet. „Es ist ein Ergebnis, das meinen Erwartungen voll entsprochen hat“, sagte er. Für die kommende Amtsperiode müssten der Oberbürgermeister und der Gemeinderat eine Politik finden, die näher am Bürger sei.

Es waren alle drei Gegenkandidaten am Wahlabend in den Bürgersaal des Alten Rathauses gekommen, auch um dem Amtsinhaber zu gratulieren. Armin Vetter, der 12,8 Prozent errang, sprach von einem „ordentlichen Ergebnis für mich im zweistelligen Bereich“. Viele Bürger hätten seine Politik der „Soziokratie und der Empathie“ unterstützt. Er bedankte sich bei den Wählern, die seine Sorge um die Infrastruktur Esslingens und die finanzielle Situation der Stadt ernst genommen hätten. Mirco Huber, der 33-jährige Kandidat aus Oberesslingen, hatte mit einem Wahlergebnis von eins bis zwei Prozent für sich gerechnet. Dass es nun mehr als das Doppelte geworden ist, sei „sehr positiv“. Die Zeit als Kandidat für die OB-Wahl habe in ihm den Entschluss reifen lassen, sich auch weiter in die Kommunalpolitik einzumischen und zu sozialen Themen Stellung zu nehmen. Er gratulierte Jürgen Zieger und hofft, dass die Stadt in den nächsten acht Jahren in guten Händen sei.

Auch Kollegen aus den Nachbargemeinden waren gekommen, um das Wahlergebnis zu erfahren. Der Bürgermeister Nicolas Fink aus Aichwald spricht von einem sehr ordentlichen Ergebnis für Zieger. „Die Stadt Esslingen ist ein guter und wichtiger Nachbar“, sagt Nicolas Fink, „was uns nicht daran hindert, in gewissen Fragen, wie beispielsweise der Windkraft, einen anderen Standpunkt zu haben.“ Rafael Treite, ehemaliges Mitglied im Bürgerausschuss Innenstadt, findet, dass gerade Jürgen Zieger viel für die Altstadtbewohner getan habe. „Als ich vor zwölf Jahren hierher nach Esslingen zog, war die Altstadt ein Mauerblümchen.“ Heute brauche sie sich nicht mehr vor anderen Mittelalterstädten wie beispielsweise Tübingen zu verstecken. Und noch andere Fans waren da: Hagen Schröter, der Chef der Esslinger Wohnbaugesellschaft, sprach von einem „überzeugenden Ergebnis eines erfolgreichen Politikers“.

Deutlich an ihren grauen Anzügen erkennbar waren die Mitglieder der Partei „Die Partei“, die im Bürgersaal ihre Bierflaschen auspackten und ihren Kandidaten Micha Hänßler hochleben ließen. Hänßler ist stolz auf sein Ergebnis von 3,7 Prozent: „Das ist mehr, als die CDU errang.“ Die Christdemokraten hatten keinen Kandidaten ins Rennen geschickt.