Bis zuletzt hatte Harry Mergel (Mitte) selbst nicht an einen Sieg schon im ersten Wahlgang geglaubt. Doch mit 55,9 Prozent war sein Vorsprung vor dem von CDU und FDP unterstützten Finanzdezernenten Martin Diepgen überraschend deutlich.

Heilbronn - Der neue Heilbronner Oberbürgermeister heißt Harry Mergel. Schon um 18.20 Uhr, mit dem Einlaufen der ersten Ergebnisse, zeichnete sich der Trend für ihn ab . Die Differenz zu seinem Herausforderer Martin Diepgen lag immer bei der 20-Prozent-Marke bis das Endergebnis um 18.45 Uhr feststand. 55,9 Prozent für den 58-jährigen Sozialdemokraten, der von den Grünen und den Freien Wählern unterstützt wurde und 31,4 Prozent für Martin Diepgen, Kandidat von CDU und FDP. Die Wahlbeteiligung lag bei 39 Prozent. Sie war mit 31 Prozent nur bei der Wiederwahl des nun aus dem Amt scheidenden OB Helmut Himmelsbach geringer gewesen.

 

Der neue OB muss das Heilbronner Rathaus nicht erst von innen kennenlernen, der langjährige Kultur- und Sozialdezernent wechselt jetzt auf den OB-Stuhl. Sein Kontrahent Diepgen bleibt Finanzdezernent – und wird Mergels Stellvertreter. „Ich bin überrascht über das Ergebnis und den Wahlausgang“, sagte Diepgen. Er werde aber weiter mit viel Elan für Heilbronn aktiv sein: „Unserer Zusammenarbeit sehe ich mit guter Erwartung entgegen.“

Für Harry Mergel, den gebürtigen Heilbronner, war OB von Heilbronn zu werden nicht nur ein Traumjob und eine Position, auf die er lange hingearbeitet hat. Es war für ihn auch weit mehr als für Diepgen eine Prestigefrage. Der hatte sich gegen den Insider Mergel im Laufe des Wahlkampfes immer mehr abgegrenzt.

Das Wahlergebnis überrascht nicht nur in seiner Deutlichkeit. Es hatte auch niemand ernsthaft gewagt, eine Prognose abzugeben. Bei den wenigen großen, öffentlichen Veranstaltungen hatte es keinen eindeutigen Sieger gegeben und im Vor-Ort-Einsatz standen sich die beiden in nichts nach. Mergel hatte sich erst am Freitagabend offen zuversichtlich gezeigt. Sibylle Moesse-Hagen, SPD-Fraktionsvorsitzende zeigte sich denn auch überglücklich. „Dieses Ergebnis ist für einen Sozialdemokraten in Heilbronn nicht selbstverständlich“, sagte sie.

Der CDU-Landesvorsitzende Strobl ist enttäuscht

Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl, der erst kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisse im Rathaus eintraf, rang angesichts der Tatsache, dass die Südwest-CDU wieder kein großes Rathaus erobern konnte, sichtlich um die passenden Worte: „Offensichtlich haben die Heilbronner einen Urheilbronner gewählt, das hängt wohl mit der guten Amtszeit von Helmut Himmelsbach als OB zusammen.“ Himmelsbach ist zwar parteilos, war aber von der CDU geholt und unterstützt worden.

Der Heilbronner CDU-Fraktionschef und Landtagabgeordnete Alexander Throm war auch nicht viel gesprächiger. Es sei ein deutliches Ergebnis gewesen. Die Fraktion werde mit dem neuen OB konstruktiv zusammenarbeiten. Michael Link (FDP), Staatsminister im Auswärtigen Amt a.D., der für Diepgen aktiv Wahlkampf gemacht hatte, wagte als einziger unmittelbar nach dem Wahlergebnis eine Erklärung: „Die Anhänger Mergel waren offenbar besser motiviert.“

Für ihn wie für Gabriele Wolpert-Kilian, Präsidentin des Arbeitsgerichts in Heilbronn, die den Mergel-Freundeskreis anführte, hatte das Wahlergebnis einen bitteren Beigeschmack: „So eine Wahlbeteiligung ist beschämend.“ Für den frisch gewählten OB war der Zeitpunkt noch nicht gekommen, sich darüber Gedanken zu machen. „Ich danke Martin Diepgen für einen anständigen und fairen Wahlkampf und reiche ihm symbolisch die Hände. Heute heißt es noch ,er oder ich’, morgen geht es nur noch um Heilbronn,“ sagte er.