Der OB-Kandidat Sebastian Turner und die Vorsitzenden von CDU, FDP und Freien Wählern haben am Montag die Niederlage eingeräumt, aber überraschend ein positives Fazit des Wahlausgangs gezogen.

Stuttgart - Der OB-Kandidat Sebastian Turner und die Vorsitzenden von CDU, FDP und Freien Wählern haben am Montag die Niederlage eingeräumt, aber überraschend ein positives Fazit des Wahlausgangs gezogen. Der Werbeunternehmer Turner sagte: „Bei jeder Wahl gibt es Gewinner und Verlierer. Ich bin nicht der Gewinner.“ Insgesamt bezeichnete Turner sein Wahlergebnis als „nicht so gut wie erhofft, aber besser als erwartet“.

 

Im Vergleich der deutschen Großstädte stehe die Stuttgarter CDU aber ganz gut da, sagte der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann; man liege prozentual auf Rang zwei hinter Düsseldorf. Turner betonte, er habe mit 45,3 Prozent besser abgeschnitten als OB Wolfgang Schuster bei dessen erster Wahl 1996 – damals waren bei der Neuwahl allerdings neben Rezzo Schlauch (Grüne) mit Rainer Brechtken und Joachim Becker noch zwei SPD-Bewerber am Start gewesen.

Zu den Wahlkampfkosten sagte Kaufmann, sei man „im Budget“ von 400 000 Euro geblieben – bis zum ersten Wahlgang. Danach soll allerdings ein Zuschlag von 70 000 Euro erforderlich gewesen sein. Ob diese durch Spenden gedeckt sind, blieb am Montag unklar. Turner sagte, er habe 30 000 Euro beigesteuert.

Die Zeit als OB-Kandidat sei für ihn eine der „anregendsten und lehrreichsten seines Lebens“ gewesen. Er hätte „gerne gewonnen. Aber ich denke, es hat sich dennoch gelohnt.“ Er könne „jedem nur empfehlen, es auch zu probieren“. Ob er Stuttgart nun wieder in Richtung Berlin verlassen werde, stehe noch nicht fest. Er werde das mit seiner Frau besprechen.

Keine Kritik am Kandidaten

Der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann sagte, mit Turner habe die Partei verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen. Turner sei „der richtige Kandidat“ gewesen. Zwar lag er am Ende 7,6 Prozentpunkte hinter Fritz Kuhn, das Ergebnis von 45,3 Prozent sei aber besser als das der Landtagswahl 2011, als CDU und FDP zusammen 37,6 Prozent erzielt hätten. Nach der Frage, ob es sinnvoll sei, diesen Bezug herzustellen, da bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag die SPD gar nicht mitgemacht hatte, rückte Kaufmann davon ab und stellte stattdessen einen Vergleich mit der Gemeinderatswahl 2009 an (45,5 Prozent für CDU, FDP und Freie Wähler). Das Turner-Bündnis habe diesen Wert annähernd erreicht. Die Niederlage sei nur ein kleiner Rückschlag. Die Stuttgarter CDU sei auf dem richtigen Weg. Kritik am Nominierungsverfahren wies der Kreischef zurück. Turner sei „in einem äußerst transparenten Verfahren“ auf einer mitgliederoffenen Versammlung von zwei Dritteln der Anwesenden gewählt worden. Vereinzelte Rücktrittsforderungen, etwa von Bürgermeisterin Susanne Eisenmann, machten ihn nur noch entschlossener, so Kaufmann. Er sehe der Wahl am 10. November gelassen entgegen. Rückendeckung erhielt er von der Jungen Union und seiner Sillenbucher Bezirksgruppe.

Seine Niederlage führte Turner vor allem darauf zurück, dass SPD und Grüne geschlossen in die Neuwahl gegangen seien. Er habe einen Teil der SPD-Wähler für sich gewinnen können, besonders in den Neckarvororten. Zudem sei Kuhn bekannter gewesen. Turner sagte, er hätte vieles besser machen können. Er sei mit vielen Themen aber nicht durchgedrungen. Er habe mit einer Umfrage ermittelt, dass nur ein Prozent der Wähler Wirtschaft und Arbeit für wichtig erachtet hätten. Es sei für ihn wohl nachteilig gewesen, bei allem „der erste gewesen zu sein“, etwa bei der Präsentation seines Programms. Das Brezel-Symbol sei unzweifelhaft ein Pluspunkt gewesen. „An den Ständen hat man uns die Sticker aus den Händen gerissen.“

Die Kritik der Grünen, er habe nach dem ersten Wahlgang Attacken geritten und Kuhn mit Unterstellungen zum Autofeind gestempelt, wies Turner zurück. Er wirft Fritz Kuhn vor, einen „Schmäh- und Beleidigungswahlkampf“ gegen ihn geführt zu haben. Die Öffentlichkeit habe dies nur nicht zur Kenntnis genommen. Kaufmann sagte, Kuhn habe Turner einen „Flop“ genannt, einen „Pausenclown“, der nicht reden könne und Millionenaufträge von der CDU erhalten habe. Das sei eine Falschaussage. Der Feststellung bei der Pressekonferenz, es seien wohl Aufträge der Regierung gewesen, widersprach der Werbeunternehmer dann aber nicht. Es habe wohl noch nie ein OB-Kandidat derartige Angriffe auf seine Person erdulden müssen wie er, klagte Turner. Hunderte von Bürger hätten ihn nach dem Merkel-Besuch auf dem Weg durch die Stadt beschimpft, man habe sein Markenzeichen, die Brezel, als verfremdetes Nazisymbol missbraucht. Er berichtete von gefälschten Flugblättern und Schmähungen im Internet.