Bravo-Rufe, Jubelschreie und minutenlanger Applaus: Die Grünen feierten ihren „Fritz“ am Sonntagabend in der Stuttgarter Bar Schlesinger wie einen Popstar.

Stuttgart - Bravo-Rufe, Jubelschreie und minutenlanger Applaus: Die Grünen feierten ihren „Fritz“ am Sonntagabend in der Stuttgarter Bar Schlesinger wie einen Popstar.

 

Dichtes Gedränge schon vor dem Eingang der rustikalen Kneipe, drinnen ist es brütend heiß. Alle sind gekommen, um dem Wahlsieger ihre Glückwünsche zu überbringen. Landesvater Winfried Kretschmann und der Bundesvorsitzende Cem Özdemir sind gleich aus dem Rathaus mit hierher gewechselt. Auf vielen Sakko-Revers heftet der kleine „Kuhn-Button“. Als der Sieger am späten Sonntagabend eintrifft, müssen die Sicherheitsleute eine Gasse bilden, damit er auch durchkommt.

Kein Wunder. Fritz Kuhn hat am Sonntag in Stuttgart Geschichte geschrieben. Der 57-jährige Polit-Profi hat es noch einmal „gerockt“, wie seine Anhänger sagen. Als erster Grünen-Politiker hat er den Chefsessel einer Landeshauptstadt erobert. Kuhn gewann am Sonntag die OB-Wahl in Stuttgart im zweiten Durchgang klar mit 52,9 der Stimmen. Sein schärfster Konkurrent, Unternehmer Sebastian Turner (parteilos), der von CDU, FDP und Freien Wählern unterstützt wurde, kam nur auf 45,3 Prozent.

Nach dem Einzug von Parteifreund Winfried Kretschmann als Ministerpräsident in der Villa Reitzenstein ist damit eine weitere CDU-Bastion im Südwesten gefallen. Und darauf sind sie alle mächtig stolz. „Wir haben jetzt die Chance Stuttgart neu zu gestalten“, sagt Kuhn unter dem Jubel seiner Anhänger.

Während der Wahlsieger sich im Rathaus bereits ein Schlückchen Sekt mit Kretschmann genehmigt, trinken die meisten seiner Anhänger in Kapuzenpulli oder legerem Sakko Bier. Der Star des Abends gibt sich bescheiden. „Wir dürfen uns freuen über das, was wir geschafft haben“, sagt Kuhn. „Aber wir sollten nicht triumphmäßig auftreten, weil die Leute das nicht mögen.“