Gabriele Zull und Carsten Hansen geben bei der Talkshow der katholischen Kirchen auch persönliche Informationen preis.

Fellbach - Sage noch einer, Lokalpolitik locke keinen mehr hinterm Ofen hervor – oder aus dem Freibad heraus, muss man derzeit bei tagsüber 30 Grad Celsius wohl sagen. Selbst die Saunaatmosphäre im Franziskusheim schreckte die Interessenten an der von der katholischen Kirchengemeinde organisierten Talkshow nicht ab: Mehr als 150 Menschen drängelten sich bei schweißtreibenden Temperaturen im Saal, etliche mussten die knapp zweieinhalb Stunden im Stehen mitverfolgen.

 

Die Hauptfavoriten Zull und Hansen sind eingeladen

Eingeladen hatte die Kirchengemeinde die beiden offenkundigen Hauptfavoriten für die Wahl am kommenden Sonntag: Gabriele Zull und Carsten Hansen. Gleich zu Beginn durfte das Duo jenen Auftrag erfüllen, den es in der Vorbesprechung von den Moderatoren Gabi Maier-Güttler und Kai Mungenast erhalten hatte: einen persönlichen Gegenstand mitzubringen, der einem etwas bedeutet.

Hansen durfte als erster ran – und zeigte seine Mundharmonika. „Ich bin als musikalischer Analphabet aufgewachsen“, gestand der 51-Jährige, „und habe das immer als Mangel empfunden.“ Auf der Suche nach einem Instrument, das man mal schnell zwischendurch spielen kann, landete er bei der Mundharmonika. „Es erfordert viel Übung, ich bin auf dem Weg, aber noch nicht am Ende.“

Gabriele Zull hatte ein ungleich größeres Paket dabei: eine Wurzel, die die Familie einst im Urlaub am Strand gefunden hat und die zudem zuvor offenkundig noch angezündet worden war. Von Erde, Wasser, Feuer traktiert, hat die Wurzel doch überlebt – „und steht nun als Skulptur in unserem Garten“, so die amtierende Göppinger Sozialbürgermeisterin.

Fragen und Antworten drehen sich um zahlreiche Fellbacher Themen

Ansonsten drehten sich Fragen und Antworten natürlich um zahlreiche Fellbacher Themen: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und wie die Stadt dies unterstützen kann, die Bindung von Firmen und Familienbetrieben an den Standort Fellbach, Fachkräftemangel, die Kooperation zwischen Schulen und den hiesigen Unternehmen. Auch die familienfreundliche Kinderbetreuung, der demografische Wandel mit einer immer älter werdenden Gesellschaft und natürlich der allseits abgelehnte Nord-Ost-Ring wurden tangiert.

Diametrale Unterschiede zwischen Zull und Hansen waren dabei, wie schon in den bisherigen gemeinsamen öffentlichen Auftritten der beiden, kaum festzustellen. Das offenbarten auch die eingestreuten jeweiligen Bemerkungen nach dem Motto: „Wie Frau Zull schon richt sagte“ oder „Da kann ich Herrn Hansen nur zustimmen.“ Einige Besonderheiten gab es aber doch. So sehe sie es kritisch, erklärte Gabriele Zull, dass der Bereich Wirtschaftsförderung zusammengefasst ist mit dem Stadtmarketing. Wenn man „zuviel reinpackt“ in dieses Aufgabengebiet, seien die Ergebnisse nicht optimal. Bei ihren bisherigen Unterredungen mit Fellbacher Unternehmern habe sie öfter gehört: „Einmal gab es ein Gespräch mit der Wirtschaftsförderung, und dann kam lange nichts mehr.“ Klar grenzten sich beide Kandidaten von Fremdenfeindlichkeit und der Initiative „Fellbach wehrt sich“ ab. „Fellbach ist eine weltoffene Stadt, man lebt hier gut zusammen“, so Gabriele Zull.

Durchaus kritisch zeigte sich Gabriele Zull in Bezug auf „das zu schnelle Verfahren“ bei der Erhöhung der Kindergartengebühren, „das war nicht so, wie man es normalerweise tut.“ Carsten Hansen legte ansonsten beim Thema Verkehr noch ein Plädoyer für weitere Straßenbahnverbindungen in Richtung Fellbach sowie bei der nördlichen Bahnhofstraße für die Verlagerung der Fahrradfahrer auf die Straße ein.

Zum Abschluss der Veranstaltung wird es launiger

Zum Abschluss wurde es dann wieder launiger. Hier sollten die beiden Kandidaten den von den Moderatoren vorgegebenen Satz vollenden: „Im Jahr 2021 bin ich beim Gang durch Fellbach als OB stolz und zufrieden. . .?“ Antwort Zull: „Wenn ich nach fünf Jahren hier in Fellbach noch über die Straße laufen kann und mich die Leute freundlich grüßen .“ Antwort Hansen: „Wenn ich den Eindruck habe, dass ich mich um eine Wiederwahl bewerben sollte.“